Die im Laufe der Jahrhunderte stetig erweiterte Produktpalette reicht von Haushaltskeramik, Tonpfeifen und Murmeln bis zu großformatigen Schmelztiegeln und hochspezialisierten Feuerfeststeinen der Gegenwart. Inszenierte Arbeitsplätze und zwei DVD-Terminals lassen vor den Augen der Besucher Arbeitswelten im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne entstehen. Ein Raum im Museum widmet sich der Herstellung von Waldglas im Kaufunger Wald. Die Kunst, aus Sand Glas anzufertigen, wurde hier seit dem Mittelalter bis in die frühe Neuzeit ausgeübt.
Die Zunft der Gäsnermeister, der Hessische Gläsnerbund, gründete sich in Großalmerode 1537 und hatte hier seinen Sitz. Seine Kontakte gingen weit über die Grenzen des Landes hinaus. Die wenigen Glasobjekte, die die Jahrhunderte überdauerten, zeugen noch heute von der hohen Kunstfertigkeit Großalmeroder Gläsner, wie die korrekte Berufbezeichnung des Glasmachers lautet. Doch das Glas- und Keramikmuseum Großalmerode bietet mehr: Hinter den Produktionsabläufen und Objekten werden die Menschen erkennbar. Die Ausstellung beleuchtet ihre wirtschaftliche und soziale Situation, ihr Konsum- und Freizeitverhalten.
Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Zeitraum vom Beginn der Industrialisierung bis in die fünfziger und sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Diese sozialgeschichtlichen Themen bilden den eigentlichen Leitfaden durch die Ausstellung. Sie erläutern oder kontrastieren den gewerbegeschichtlichen Aspekt des Museums. In das Museum ist die Heinrich Pforr-Galerie integriert, die sich dem Leben und Schaffen des Heimatmalers widmet. Die moderne Präsentation im Glas- und Keramikmuseum Großalmerode ermöglicht es dem Besucher, aktiv die Kultur- und Gewerbegeschichte einer ganzen Region zu erfahren.
von Dr. Thilo Warneke