Ein solches Unterfangen löste allgemeine Skepsis aus. Zudem bestanden ganz pragmatische Gründe, die gegen ein Nationalmuseum sprachen: Die umliegenden Staaten konnten auf den Kernbestand einer herzoglichen, königlichen oder kaiserlichen Sammlung aufbauen, die Schweiz hingegen nicht. Fast jeder der 25 Kantone besass seine eigenen, auf alten Zeughaussammlungen und Raritätenkabinetten basierenden Sammlungen, was den föderalistischen Charakter des jungen Nationalstaates widerspiegelte.
Es ist der Zürcher Nationalrat Salomon Vögelin, der mit seiner Motion vom 9. Juli 1883 die Diskussion über die Gründung eines Nationalmuseums auslöst. Beflügelt durch den Publikumserfolg der nationalen Kunstausstellung anlässlich der Schweizerischen Landesausstellung in Zürich, richtet er im Nationalrat sein Postulat an den Bundesrat.
Nach heftigen Auseinandersetzungen im Wettstreit um den Standort des Schweizerischen Landesmuseums setzt sich Zürich im Jahr 1891 gegenüber Luzern, Basel und Bern durch. Der junge Architekt Gustav Gull bedient sich verschiedener historisierender Architekturelemente aus dem Spätmittelalter und der Neuzeit und führt sie zu einem Ganzen zusammen: Das Schweizerische Landesmuseum sollte eine gestalterische Einheit sein zwischen Sammlung, Ausstellung und Architektur. Mit der Verbindung von Museum und Kunstgewerbeschule wird zudem ein weiteres wichtiges Postulat aus der damaligen Zeit eingelöst: Kunstgewerbeschulen mit Museen zu verbinden, damit die Vergangenheit Vorbild und Ansporn für die Arbeit der Studierenden sein kann. Heute gilt das Landesmuseum Zürich als aussergewöhnlicher Museumsbau des 19. Jahrhunderts und als Baudenkmal von nationaler Bedeutung.