Die Beschlagung der Fassade mit aluminiumverkleideten Eisenbolzen – um ein Beispiel anzuführen – stellt einerseits eine technische Notwendigkeit, eine programmatische Zurschaustellung der Moderne dar, andererseits aber auch eine wichtige symbolische Mitteilung: die mit Eisen beschlagene Schatztruhe steht als Archetypus für die sichere Verwahrung des gesparten und veranlagten Geldes.
Ähnlich programmatisch-symbolisch geht Wagner bei den Entwürfen zur gesamten Innenausstattung vor: Bodenbeläge, Wandtäfelungen, Teppiche, Heizkörper, Lampen, Uhren, Türschnallen, Stehpulte, Schalter, Hocker, Sitzbänke, Sessel, Schreibtische, Kleiderschränke, Etagèren bis hin zu den Safes sind diesem Gestaltungsprinzip unterworfen. Die Füße der Sitzmöbel in der Postsparkasse werden mit Manschetten, die Armlehnen mit Bändern beschlagen – was nicht nur vor Abnützung schützt, sondern gleichzeitig auch die Kostbarkeit des Geschützten, dessen Kunstwert, betont. Die Warmluftausbläser im zentralen Kassensaal verlieren ihre rein utilitäre Funktion des Heizens, ihr Gebrauchswert wird ästhetisch überhöht, sie werden zu eigenständigen Kunstwerken.
Die kompromisslos moderne, praktische und unsentimentale Haltung, die das Gesamtkunstwerk Postsparkasse mittels seiner Architektur und Innenausstattung ausdrücken wollte, hat bis heute nichts von seiner Gültigkeit verloren: „Alles modern Geschaffene muß unser eigenes besseres, demokratisches, selbstbewußtes, unser scharf denkendes Wesen veranschaulichen“ (Otto Wagner, 1913).
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag 9.00 bis 17.00 UhrSamstag 10.00 bis 17.00 Uhr
GeschlossenAn Sonntagen, Feiertagen und vom 24. bis 26. Dezember