20 Jahre nach seiner Gründung feiert das Auktionshaus im Kinsky seine 100. Kunst-Auktion mit knapp 100 Meisterwerken aus den Bereichen 19. Jahrhundert, Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst.Das 19. Jahrhundert punktet mit Highlights, die die ganze Bandbreite dieser vielfältigen Epoche widerspiegeln: Blühende Bäume zum Frühlingsbeginn von Olga Wisinger Florian aus einer ausländischen Privatsammlung vermitteln die Essenz des österreichischen Stimmungsimpressionismus mit dem Zug zum Expressiven (€ 80.000 – 160.000); Ferdinand Georg Waldmüllers Blick über den Hallstätter verkörpert die österreichische Variante des Realismus in Verbindung grandioser Farbszenarien in Reinformat (€ 80.000 – 160.000). In derselben Liga spielt auch Friedrich Gauermann, von dem wir ein Paradestück seiner alpenländischen Motivwelt – Jägerglück vor dramatischer Wetterkulisse – aus alter österr. Privatsammlung präsentieren können (€80.000 – 160.000). Besondere Aufmerksamkeit verdient die Sammlung aus dem Nachlass Erzherzog Johanns mit einer Serie von Aquarellen seines ersten Kammermalers Johann Kniep. Sie sind nicht nur historisch eine einmalige Dokumentation von den Orten entlang der damaligen Grenzlinie zu Oberitalien, sondern auch ein berührendes künstlerisches Zeugnis des ersten Erfassens von Landschaft zu Beginn des Jahrhunderts (zwischen € 8.000 bis € 25.000/ Blatt).
Meisterwerke ohne Schiele und Klimt gehen natürlich gar nicht, und die Qualität des psychologisch genau mit feinen und kräftigen Bleistiftlinien erfassten Porträts von Gustav Klimt (€ 60.000 – 120.000) bzw. die ekstatische Dynamik im Faltenwurf der „Jungen Frau in Unterwäsche“ von Egon Schiele aus österreichischem Privatbesitz (€ 80.000 – 160.000) werden einmal mehr nicht enttäuschen. Meisterwerke von Alfons Walde sind im Kinsky ebenfalls schon ein „Standard“, das angebotene Motiv vom Wilden Kaiser (€ 130.000 – 250.000) z. B. besticht durch die Spontaneität des Auftrags und die Unmittelbarkeit der Wiedergabe. Einen ungewöhnlichen Blick auf die rastende Diana mit ihren Jagdhunden (SP € 40.000 – 80.000) gestaltete Norbertine Bresslern-Roth 1933, zweifellos ein Meisterwerk ihrer sympathischen Bildwelt.
Der Grenzenlosigkeit der Kunst entspricht das Angebot internationaler Meister. Hier sticht neben Gemälden von Leo Putz und Emil Nolde vor allem die Bronzeplastik des italienischen Bildhauers Medardo Rossos heraus, der so gut wie nie am Markt präsent ist. In seinem „Goldenem Zeitalter“ symbolisiert durch eine Mutter mit Kind vollzieht sich in wunderbar impressionistischer Weise die Metamorphose von der bloßen Masse des Materials hin zur schöpferischen Form. Rossos Nähe zu Auguste Rodin, seinem ersten Lehrer, ist nicht zu verleugnen („Aetas Aurea“, € 50.000 – 100.000). Die Kontinuität der Entwicklung verdeutlicht weiters der „Jünglingstorso“ (€ 25.000 – 50.000) von Arturo Martini, Schüler von Medardo Rosso und der bedeutendste italienischen Bildhauer der Zwischenkriegszeit.
Das hochkarätige Angebot schließt mit Rückblicken in die 1960er Jahre, dem Jahrzehnt des künstlerischen Aufbruchs und dem Beginn der österreichischen Avantgarde. Markus Prachenskys „Solitude“ (€ 25.000 – 50.000), die „Mund-Zähne“ von Oswald Oberhuber (€ 25.000 – 50.000) oder das großformatige Bild des unbestrittenen Meisters abstrakter Farbsinfonien, Wolfgang Hollegha (€ 35.000 – 70.000) liefern dafür überzeugende Beispiele.