Wiener Moderne, Art-déco,, tschechischer Funktionalismus, Fifties-Vasen, dänische Klassiker und vieles mehr versammelt die Design-Auktion des Dorotheum am 20. Mai 2015. Der Schwerpunkt liegt diesmal auf Mid-Century Design und Zeitgenössischem.Nicht nur im Zuge der Zero- und Op-Art-Renaissance punkten derzeit Kunst und Design aus den 1950er bis 1970er Jahren. Den Geist des Space Age verströmt der „Galaxy 1“ Armsessel und der „Galaxy 2“-Couchtisch des österreichischen Künstlers Walter Pichler. Aus leichtem Aluminium gebaut, ist die futuristische Möbel-Ästhetik dem Flugzeugbau entnommen. Zu ersteigern sind also äußerst seltene und gut erhaltene Meilensteine österreichischer Designgeschichte (Sesselpaar je € 20.000 – 25.000, Tisch € 15.000 – 20.000).
Aus einer italienischen Privatsammlung kommen eine Reihe rarer avantgardistischer Objekte von Ettore Sottsass zur Auktion, darunter das seltene „Elledue“ Kunststoff-Doppelbett (€ 35.000 – 40.000) oder die von fernöstlichen Philosophien inspirierten abstrakten Gemälde, etwa „Grande Mandala“ von 1964 (€ 18.000 – 25.000) und Piccolo Mandala (€ 15.000-20.000). Zwischen Kunst und Design angesiedelt sind Günther Dohrs kinetische Op-Art-Lichtobjekte namens Cylindrogram. Das größte aus dem Offert, 50 x 100 cm, ist zwischen 5.000 und 8.000 Euro geschätzt (Auflage 3/10). Das italienische Pendant zum legendären New Yorker Studio 54 hieß Jackie O, existiert heute immer noch und liegt mitten in Rom. Zwei Lampen und drei durch rosa Marmorbeine beleuchtete Couchtische aus dem 1974 gegründeten Jackie-O-Ableger in Florenz, Design Pio Porcinai, könnten dazu beitragen, Jet Set-Flair und Dolce Vita-Feeling in neue Umgebungen zu zaubern.
Konzeptuelles zeitgenössisches Design kommt etwa von Xaver Sedelmeier, der alltägliche Objekte wie Sessel- und Liege-Flächen aus Wellblech mit Porsche-Lack überzieht sowie der nach einem Algorithmus lasergeschnittene „Breeding Table“ von Clemens Weisshaar/Reed Kram, ein Unikat mit Schätzwert 11.000 bis 15.000 Euro. Die österreichische Gruppe breadedEscalope interpretierte die Stabelle, den typisch schweizerischen Sessel im alpenländischen Stil neu. Einmal zeigt er sich als Armlehnsessel, einmal erlaubt die buchstäblich verstellbare Rückenlehne viele unterschiedliche Sitzpositionen auf der „Retino“-Bank (€ 2.400 – 3.500).
Aus der Provenienz Acerbis Archives bereichern zwei außergewöhnliche Werkgruppen die Auktion. Es handelt sich dabei um Unikate von Standuhren-Prototypen und deren Entwurfszeichnungen aus den 1990er Jahren, aus der Hand von berühmten Künstler/Architekten Oswald Mathias Ungers, Michael Graves, Gae Aulenti und Richard Meier (je € 9.000 – 13.000).
Die zweite Gruppe aus dieser Provenienz besteht aus einer Serie von sechs „Reggenza“-Stühlen, die der Designer Toni Cordero 1991 schuf. Sein durchgehendes Thema dabei lautet: "Ein Stuhl, welcher Gattung und Art zugleich ist, und sich daher, ohne je die Grundidee zu verlassen, in einer Vielzahl von Versionen modulieren lässt". Die amorphen Sitzgelegenheiten sind mit jeweils 7.000 bis 9.000 Euro geschätzt.