NaturalismusBis sich der Zirkel um 1620 im Gefolge Caravaggios (1571–1610) wieder auflöste, standen die Maler im Zeichen eines neuen und radikalen naturalistischen Stiles, der sich durch harte Hell-Dunkel-Kontraste auszeichnet, die Malereigeschichte geprägt hat und bis heute fasziniert. Ihre Werke waren nicht zuletzt ein Produkt der strikten Vorgaben, die ihnen die erstarkte Kirche auferlegte. Kunstwerke sollten demnach zweckmäßig und didaktisch sein, ihr Inhalt klar verständlich, ihr Ausdruck lebensnah.
Caravaggio selbst musste im Jahr 1606 nach einer tätlichen Auseinandersetzung mit tödlichem Ausgang für immer aus Rom fliehen. Was blieb, war sein gewaltiger Einfluss. So entstand ein heterogenes Œuvre mit vielen künstlerischen Parallelen und wechselseitigen Einflüssen, wie die Arbeiten in der Dorotheum-Auktion zeigen.
Caravaggisti in der AuktionOrazio Gentileschi (1563 - 1639) kannte Caravaggio persönlich. Die meisten jüngeren Künstler lernten dessen Werk durch ihn und durch andere frühe Anhänger Caravaggios kennen. Orazios Tochter Artemisia Gentileschi etwa war selbst stark von Caravaggio beeinflusst. Das quadratische Bild in der Auktion zeigt das Motiv Judith mit der Dienerin und dem Haupt des Holofernes (Schätzwert € 300.000 - 400.000). Gentileschi wirkte zwischen 1608 und 1612 in Rom, verließ jedoch die Stadt, nachdem sie von ihrem Lehrer Agostino Tassi vergewaltigt worden war. Im skandalträchtigen Prozess trat der venezianische Maler Carlo Saraceni als Zeuge gegen Tassi auf und bestätigte den verhängnisvollen Kontakt zwischen Artemisia und Tassi.
Als Beispiel für eng mit dieser Bewegung verbundene Künstler sei auch Giovanni Francesco Guerrieri genannt, der 1806 nach Rom zog und dort in einem Kloster unweit Orazios Ateliers lebte. Von ihm kommt das Großformat Lot und seine Töchter zur Auktion (€ 150.000 – 200.000). Domenico Fiasella, mit Die Verspottung Christi vertreten, kam ein Jahr später aus Ligurien nach Rom (€ 60.000 - 80.000). Zwar gibt es keinen Beleg für seine direkte Verbindung zu Gentileschi, doch hatte er zuvor in Genua unter Orazios Bruder Aurelio Lomi studiert.
Caravaggios Stil fand auch im Ausland seine Nachahmer: Artemisia lernte nach ihrer Rückkehr nach Rom im Jahr 1629 den französischen Maler Simon Vouet kennen. Zwischen ihnen entwickelte sich eine für beide Seiten vorteilhafte berufliche Beziehung. Ein weiterer Künstler im Umkreis von Vouet war Nicolas Régnier; die beiden kannten sich vermutlich auch aufgrund ihrer gemeinsamen Herkunft. Von Vouet ist diesmal Die büßende Maria Magdalena zu ersteigern (€ 100.000 – 150.000), von Régnier das mit 120.000 bis 180.000 Euro taxierte Porträt eines Edelmannes als Aeneas.
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