Vor 70 Jahren ging der Zweite Weltkrieg zu Ende. Mit der Ausstellung „Erwin Henning – Krieg, Trauma und Verwandlung“ werfen wir einen Blick auf ein Künstlerleben, das von der Erfahrung des Krieges entscheidend geprägt ist. Den Maler Erwin Henning hat der Krieg sein Leben lang beschäftigt. Immerhin gelang ihm als Künstler, was anderen vielleicht verwehrt blieb: die Verwandlung seines Traumas in Wort und Bild. „Ich war immer nur der Umhüllung, der Kleidung nach Soldat.“ Erstmals sind Zeichnungen Hennings aus seiner Zeit als Kriegsmaler zu sehen, Aquarelle von der Lappland-Front der Deutschen Wehrmacht und anrührende Zeichnungen russischer Kriegsgefangener.Im Katalog zur Ausstellung sind Hennings „Erinnerungen aus meinem Soldatenleben“ zu lesen, die in bewegender Weise seine Erfahrungen im „Kessel von Ostpreußen“ 1945 schildern. Die Ausstellung zeigt das künstlerische Schaffen Hennings von seinen Anfängen im München der 1920er-Jahre bis zu seinem Spätwerk: frühe Arbeiten im Stil der Neuen Sachlichkeit, seine humorvollen Beziehungsbilder der 1950er-Jahre, sein leiser Spott über die Menschen in den späteren Jahren. Die Zeit des Zweiten Weltkriegs und des Nationalsozialismus wird dabei nicht zur Seite geschoben, sondern im Leben des Künstlers verortet. So ergibt sich ein ehrliches Bild eines Menschen und Malers, der mit diesen Erfahrungen umgehen und leben musste.
Erwin Henning (1901-1993) studierte Malerei in München bei Franz von Stuck. Während des Zweiten Weltkriegs war er Kriegsmaler in der Propagandakompanie. In den 1950er-Jahren avancierte er zu einer der profiliertesten Künstlerpersönlichkeiten des deutschen Südwestens, er erhielt 1959 den Oberschwäbischen Kunstpreis und war seit 1963 im Vorstand der Sezession Oberschwaben-Bodensee. Henning lebte in Leutkirch im Allgäu. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog: Erwin Henning - Krieg, Trauma und Verwandlung. Hrsg.: Stefan Feucht/Heike Frommer, Kulturamt Bodenseekreis; 220 Seiten, mit zahlreichen Abb., 19 Euro, ISBN: 978-3-945396-00-1