Lackobjekte aus der Werkstatt Gérard Daglys - Sonderpräsentation zum 300. Todestag des Künstlers im Schloss CharlottenburgDie Lackmöbel des Gérard Dagly (1660-1715) bilden die älteste zusammengehörige Möbelgruppe in den Schlössern der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG). Für die Sammlungen der SPSG haben die Lackobjekte des einstigen königlichen "Kammerkünstlers" und "Kunstkammer Meisters" eine besondere Bedeutung: Kultur- wie möbelhistorisch stellen sie den kostbarsten geschlossenen Möbelbestand der Barockzeit dar, einzigartig in seiner Homogenität und seinem Umfang. Keinem anderen Möbelkünstler außerhalb Frankreichs können so viele Möbelstücke sicher zugeordnet werden.
Anlässlich des 300. Todestages Gérard Daglys widmet die SPSG ihm eine Sonderpräsentation im Schloss Charlottenburg: Fünfzehn Lackmöbel und -objekte aus der Werkstatt des Meisters werden vom 29. September 2015 bis 3. Januar 2016 in Räumen des Alten Schlosses präsentiert. Darunter ein weißes Cembalo, dessen Bemalung zu Daglys schönsten Arbeiten zählt, ein Kabinettschrank, der als Schlüsselstück für das Verständnis der Kunst Daglys gilt, mehrere große und kleine Tische, Guéridons (Beistelltische) und Spiegel sowie - als besonderes Kuriosum - die geschnitzten Wackelpagoden im Porzellankabinett.
Dank großzügiger Unterstützung des Museums für Lackkunst Münster (www.museum-fuer-lackkunst.de) konnten etliche der Stücke in jüngster Zeit restauriert werden. Von April bis Juli dieses Jahres waren zwölf Lackobjekte Daglys im Rahmen einer Ausstellung in Münster zu sehen. Nach ihrer Rückkehr ins Schloss Charlottenburg wird der Bestand an Dagly-Möbeln nun mit Lichtakzenten und erläuternden Texten besonders kenntlich gemacht.
Ein Katalog, der Werk und Archivbestand Gérard Daglys vollständig erschließt, ist anlässlich der Münsteraner Ausstellung im Hirmer Verlag erschienen.
Gérard Dagly und die Berliner HofwerkstattDer Berliner Lackkünstler Gérard Dagly kam 1686 aus Spa in Belgien nach Berlin und führte hier, mit Privilegien der Kurfürsten Friedrich Wilhelm und Friedrich III. versehen, bis 1712 eine Werkstatt für Lackarbeiten. Die 1687 gegründete Berliner Hoflackwerkstatt war die erste ihrer Art in Europa. Unter Dagly entstanden in den 25 Jahren ihres Bestehens Lackmöbel, Vertäfelungen und Zierobjekte von herausragender Bedeutung in einem Stil, der in seiner Umsetzung ostasiatischer Vorbilder wegweisend war.
Dagly hatte sich von japanischen Porzellanmalereien und Koromandellacken anregen lassen und einen ganz eigenen Stil mit hohem Wiedererkennungswert entwickelt. Über motivische und technologische Adaption hinaus zeichnet er sich durch tiefere Einfühlung vor allem in die japanische Ästhetik aus und war darin seiner Zeit weit voraus. Daglys Verstehen der japanischen Vorbilder und seine Bereitschaft, die europäische Sicht abzulegen, verdanken sich seinem genauen Studium der sinologischen Sammlungen des Berliner Hofes.
Schon in frühen Inventarbüchern aus den Jahren vor 1700 wird Gérard Dagly sporadisch als Verfertiger von Lackobjekten klar benannt. Dies ist durchaus eine Besonderheit: Kein anderer Kunstschreiner oder auch Bildhauer der Zeit ist in den Büchern namentlich festgehalten. Dass Dagly, Malern gleich, als Künstler explizit genannt wird, ist ein Hinweis darauf, dass er bei seinen Zeitgenossen als Hofkünstler einen Namen hatte - wenn er nicht sogar berühmt war.