Bregenz, 29. August 2016 – Haleh Redjaian ist Zeichnerin. Die Linie, genauer ihre serielle Vervielfachung ist das zentrale Element ihrer Kunst. Muster und Raster durchbricht die deutsch-iranische Künstlerin mit feinen Unregelmäßigkeiten. Im Magazin4 in Bregenz gastiert sie ab 3. September erstmals in Österreich mit einer Einzelausstellung. Sie zeigt eine Auswahl an Arbeiten der vergangenen drei Jahre.Die 45-jährige Haleh Redjaian zeichnet Linien auf Papier, spannt Linien auf meist weiße handgewebte Teppiche oder zieht Linien raumgreifend vor Wandflächen und durch Räume. Die entstehenden Ornamente, Raster, Muster und Ordnungen, die scheinbar fehlerfreien Systeme suggerieren eine rationale Fassbarkeit der Welt. Doch die endlosen seriellen Wiederholungen sind ersichtlich von Hand erstellt. Sie baut Unregelmäßigkeiten ein, lässt Unsauberkeiten zu.
„Redjaians Arbeiten unterlaufen jede rationale Erklärbarkeit, sie öffnen sich vielmehr poetisch ins Unvollkommene“, schildern die beiden Kuratoren Wolfgang Fetz und Jörg van den Berg. „Ordnung und spielerische Freiheit, Form- und Spieltrieb verdichten sich zu einer spezifischen Lebendigkeit. Die Betrachter brauchen Zeit, um sich in eine vermeintliche Regelhaftigkeit einzusehen und diese dann zugunsten eines sich befreienden Blicks wieder zu verlieren.“
Die Ausstellung im Magazin4 zeigt eine bewusst reduzierte Auswahl an Arbeiten aus den letzten drei Jahren. Neben etwa zehn Arbeiten auf und mit Papier, sind drei Teppich-Arbeiten zu sehen. Darüber hinaus realisiert Redjaian für das Magazin 4 eine ortsspezifische, raumgreifende Faden-Verspannung.
Werk voller ReferenzenHaleh Redjaian wurde 1971 in Frankfurt am Main geboren. Sie studierte zunächst Kunstgeschichte und später freie Grafik und Bildhauerkunst in Frankfurt und Antwerpen. Einzelausstellungen waren in Gent, Antwerpen, Berlin, Dubai und zuletzt im Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt zu sehen. Die Künstlerin lebt heute in Berlin.
Redjaians Werk ist voller Referenzen an weiblich konnotierte Techniken wie Weben, Sticken oder Tagebuch schreiben. Ebenso offensichtlich sind die Referenzen in die Kunstgeschichte, sowohl in die orientalische Ornamentik wie in die westliche Moderne, zum Beispiel zum universellen Ansatz der Bauhaus Ikone Annie Albers oder zur ästhetischen Reduktion von Agnes Martin.