Die amerikanische Künstlerin Dorothy Fratt (1923-2017) steht im Fokus der Ausstellung „colorful . farbenfroh“, die vom 18. Februar 2018 bis 20. Januar 2019 im Museum Art.Plus Donaueschingen zu sehen sein wird.Dorothy Fratt ist in Europa nahezu unbekannt und eine Entdeckung des Kuratoriums des Museum Art.Plus. Schon bei der Eröffnungsausstellung des Museums im Jahr 2009, die einen ersten großen Einblick in die Sammlung des Hauses gab, begeisterte eine ihrer fröhlichen und farbintensiven Arbeiten die Besucher. Nun ist erstmals außerhalb der USA eine größere Werkschau der Künstlerin zu sehen. Fernab der großen Kunstmetropolen entwickelte Fratt seit den 1950er-Jahren eine ganz persönliche Formensprache, die in flächiger Malweise Farbräume neben- und ineinander setzt. Dabei spielt sie sowohl mit starken Kontrasten als auch mit feinen Nuancierungen der Farben, die sich dem Auge manchmal erst auf den zweiten Blick darbieten. Ihr Werk ist im Zusammenhang mit der Washington Color School zu sehen, einer Gruppe abstrakter Künstler, die in den 1950er- und 1960er-Jahren in Washington, D.C. tätig war. Als Parallelentwicklung zum Abstrakten Expressionismus und dem color field painting der New York School faden sie in ihren Gemälden zu einer Formensprache, die weniger gestisch als vielmehr in der Fläche das Zusammenspiel von Farben und ihre Wirkung auf den Betrachter untersuchte.
Auch nachdem die Künstlerin Ende der 1950er-Jahre Washington, D.C. verlassen und in Arizona eine neue Heimat gefunden hatte, blieb sie ihrem Stil treu und entwickelte ihn weiter. So entstand über viele Jahrzehnte ein umfangreiches Oeuvre, das es hierzulande noch zu entdecken gilt.
Ergänzt werden die Arbeiten von farbenfrohen zwei- und dreidimensionalen Kunstwerken weiterer internationaler Künstler. Die deutsche Avantgarde der 1960er-Jahre ist mit Werken von Günter Fruhtrunk (1923-1982), Winfred Gaul (1928-2003), Otto Herbert Hajek (1927-2005), Thomas Lenk (1933-2014), Georg Karl Pfahler (1926-2002) und Lothar Quinte (1923-2000) eindrucksvoll repräsentiert. Die „Jungen Wilden“, die ab Ende der 1970er-Jahre, also in einer Zeit, in der die Malerei für tot erklärt worden war, wieder zur farbintensiven, figurativen Malerei mit expressionistischem Duktus fanden, sind mit Arbeiten von Rainer Fetting (*1949) und Helmut Middendorf (*1953) in der Ausstellung vertreten. Ihnen wird ein Werk des Amerikaners Keith Haring (1958-1990) an die Seite gestellt, dessen Karriere etwa zur gleichen Zeit begann. Mit seiner Mischung aus Streetart und Pop Art revolutionierte er nicht nur die amerikanische Kunstszene, sondern beeinflusste Künstler weltweit. Diesen „Klassikern“ werden internationale künstlerische Positionen von heute gegenübergestellt, darunter Arbeiten von Gianni Dessì (*1955), Matthew Radford (*1953) und Paolo Serra (*1946). Die regionale Kunstszene Baden-Württembergs ist u.a. mit Arbeiten von Ralph Fleck (*1951), Heidi Gerullis (*1948), Emil Kiess (*1930) und Gerhard Langenfeld (*1955) vertreten.
Einen starken Kontrast dazu bilden Arbeiten des französischen Ausnahmekünstlers Pierre Soulages (*1919), die im modernen Betonanbau des Museums gezeigt werden. Dem Farbrausch der übrigen Werke in der Ausstellung setzt Soulages die Konzentration auf das Schwarz entgegen, das für ihn jedoch eine Farbe des Lichts ist und somit alle Farben in sich vereint. Pierre Soulages gehört zu den bedeutendsten und einflussreichsten französischen Künstlern der Gegenwart und ist einer der letzten lebenden Vertreter einer Künstlergeneration, die die Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg revolutionierte.
Künstler in der Ausstellung: Gianni Dessì, Rainer Fetting, Ralph Fleck, Dorothy Fratt, Günter Fruhtrunk, Winfred Gaul, Heidi Gerullis, Otto Herbert Hajek, Keith Haring, Emil Kiess, Gerhard Langenfeld, Thomas Lenk, Alessandro Mendini, Helmut Middendorf, Georg Karl Pfahler, Lothar Quinte, Matthew Radford, Gert Riel, Reiner Seliger, Paolo Serra, Pierre Soulages