Vor 140 Jahren als Sohn eines Tischlers in ärmlichen Verhältnissen im fränkischen Wunsiedel geboren, wuchs Ludwig Heinrich Jungnickel in München auf, kam schließlich nach Wien. Durch sein Studium bei Alfred Roller an der Kunstgewerbeschule erhielt er wichtige Impulse. Er begann für die Wiener Werkstätte zu arbeiten, entwarf Gläser, Vasen, Stoffe, Tapeten, Teppiche, Gebrauchsgrafiken, und gestaltete für das WW-Gesamtkunstwerk Palais Stoclet ein Wandfries für ein Kinderzimmer.
Angeregt durch die Bewunderung der Klimt-Gruppe für die japanische Kunst, widmete sich Jungnickel ab 1908 besonders dem Farbholzschnitt. Die „Schönbrunner Tiertypen“, eine Serie von 10 Farbholzschnitten, verhalf ihm zum internationalen Durchbruch. Nach einem kurzen Gastspiel als Professor an der Frankfurter Kunstgewerbeschule kehrte er nach Wien zurück und intensivierte seine Kontakte zur Gruppe um Klimt. Eine enge Freundschaft verband ihn auch mit Egon Schiele. 1917 erschien sein Mappenwerk „Tiere der Fabel“ mit sechs hochformatigen Drucken berühmter Tierfiguren der deutschen Fabelwelt.
Während des Ersten Weltkrieges wandte er sich vermehrt der Zeichnung und der Malerei zu. Stilelemente des Expressionismus fanden Eingang in Jungnickels Bildkosmos. Zu seinen Tierdarstellungen kamen Porträts, Akte und Landschaftsbilder hinzu.
Nachdem er von den Nationalsozialisten mit Ausstellungsverbot belegt wurde und seine Kunst als „entartet“ galt, emigrierte er 1939 nach Split, später nach Opatija. Das Exil dauerte 13 Jahre, in denen er unter einfachsten Bedingungen teilweise am Existenzminimum lebt, und neben Stimmungsbildern der Küstenlandschaft vor allem Tierdarstellungen schuf. Hier wird der Esel zu einem seiner Lieblingsmotive. 1952 kehrte er nach Österreich, zunächst nach Villach, dann nach Wien zurück.
1965 stirbt Ludwig Heinrich Jungnickel mit 83 Jahren in Wien.
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