Simson, Diamant, Erika, Trabant, Wartburg, Robur und Heliradio ... auch 30 Jahre nach der dem Ende der DDR sind diese Produktnamen fest in der deutschen De- signgeschichte und im kollektiven Gedächtnis verankert. Untrennbar sind sie mit dem Lebenswerk des Chemnitzer Formgestalters Karl Clauss Dietel verbunden. Als erster und einziger Gestalter aus der ehemaligen DDR erhielt er 2014 den De- signpreis der Bundesrepublik Deutschland für hervorragende Gestaltung.Die Ausstellung in den Kunstsammlungen am Theaterplatz zeigt eine repräsenta- tive Auswahl von Objekten, Entwürfen, Modellen und Fotografien aus der 2019 mit Unterstützung der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen und der Stadt Chemnitz erworbenen Sammlung des sächsischen Formgestalters. Neben den Ikonen simson, erika, diamant sind unikale Modelle für revolutionäre Pro- totypen der Marken Trabant und Wartburg, legendäre Klassiker von Heliradio und längst vergessene Produktgestaltungen zu sehen. Die Schau richtet den Fokus über das Einzelwerk hinaus auf städtebauliche und (innen)architektonische Pro- jekte auch außerhalb von »Karl-Chemnitz-Stadt«, wie Dietel seine Wahlheimat doppeldeutig bezeichnet. Der Mensch, das menschliche Maß und die Nutzung waren für Dietel stets Kern und Ausgangspunkt seiner Gestaltung. Nachhaltigkeit war eine Leitlinie: Ein Produkt sollte Dietel zufolge möglichst „langlebig, leicht, lütt, lebensfreundlich und leise“ sein. Als wahrer Allround-Gestalter und Ausnah- mekünstler entwarf Dietel nicht nur Maschinen, Anlagen, Fahrzeuge, Schreibma- schinen und Radios im großen Stil, sondern vielzählige Zubehörteile und techni- sche Kleingeräte, aber auch Logos und Produktgrafiken, freie Bildkunstwerke sowie architekturbezogene Arbeiten.
Der Wichtigkeit eines geschlossen überlieferten Œuvres bewusst, hat Karl Clauss Dietel sein Lebenswerk über all die Jahrzehnte hinweg archiviert und 2019 geschlossen in die Obhut der Kunstsammlungen Chemnitz übergeben. Mit dem Erwerb der Sammlung öffnen sich die Kunstsammlungen nunmehr verstärkt auch der künstlerischen Seite der ost- und westdeutschen Produkt- und Indust- riegestaltung. Sie wahren das Vermächtnis von Karl Clauss Dietel als einen be- deutenden Schatz der deutschen Designgeschichte und als herausragendes Konvolut von überregionaler Bedeutung. Forschungen und Ausstellungen tragen dazu bei, dass die über Generationen hinweg andauernde Präsenz von Dietels Formensprache weiterhin präsent bleibt und nicht vergessen wird.
Parallel zur Ausstellung erscheint die Publikation karl clauss dietel – die of- fene Form von Walter Scheiffele und Steffen Schuhmann (Spector Books, 398 Seiten, Hardcover, 42 Euro), die am 30.9.2021 in einer gemeinsamen Veranstal- tung der Autoren und des Künstlers der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Zur Finis- sage veranstalten die Kunstsammlungen Chemnitz die internationale Tagung zu MATRIX MODERNE I OSTMODERNE am 1.–2. Oktober 2021 als wissenschaftliches Symposium und Netzwerktreffen in der Stadthalle Chemnitz.