Nachdem die österreichische Malerin Xenia Hausner 2021 eine erfolgreiche Einzelausstellung in der Albertina, Wien zeigte, kommen ihre Werke nun, nach einer Zwischenstation im Moskauer Puschkin-Museum, erstmals im Rahmen einer institutionellen Ausstellung in die Schweiz. Die Schau in Burgdorf umfasst drei grosse Räume, die es ermöglichen, rund 25 grossformatige, farbgewaltige Gemälde zu zeigen, und kreist um das Thema der Inszenierung im Schaffen der Künstlerin.Die Ausstellung betont die wichtige Rolle der Inszenierung als Gestaltungs- und Kompositionsprinzip im Schaffen Xenia Hausners. Für ihre Gemälde konstruiert die Künstlerin vorab aufwändige räumliche Settings in ihrem Atelier: Installationen, die sie als Vorlage für ihre Bilder fotografiert. Teile eines Autos aus Karton oder Zugabteile aus Pressholzplatten werden zur Bühne für die Figuren, die Hausner wie Komparsen zu einem lebenden Bild arrangiert. Alltagsgegenstände werden zu Requisiten für ihre Darsteller in den rätselhaften Szenarien, die an das fotografische Vorgehen von Gregory Crewdson oder die Filme von David Lynch erinnern: Sie sind die Grundlage des zukünftigen Gemäldes. Die Darsteller spielen in Hausners Geschichten die ihnen zugedachten Rollen.
Xenia Hausner verschleiert nicht das Fiktionale ihrer Bild-Erzählungen, im Gegenteil. Darin folgt sie der zutiefst zeitgenössischen Einsicht, dass es nur die sichtbar gemachte Fiktion erlaubt, den Vorhang, der die Wirklichkeit verbirgt, zu zerreissen. Während die Kunstgeschichte über Jahrhunderte vom männlichen Blick geprägt wurde, verortet Xenia Hausner ihre Inszenierungen in einer von Frauen dominierten Gegenwelt: Die Themen und Geschichten Hausners werden vorrangig von Frauen aufgeführt, die alle Rollen einnehmen können, auch den männlichen Part. Meist in Überlebensgrösse, in einer unverwechselbaren, intensiven Farbpalette mit breitem Pinsel und einem an Matisse gemahnenden Sinn für das Dekorative vorgetragen, werden diese plastisch herausmodellierten Figuren zu Stellvertretern allgemein gültiger Situationen und existenzieller Lebensfragen.
Xenia Hausner wurde 1951 in eine Wiener Künstlerfamilie geboren. Sie studierte Bühnenbild in Wien und London und entwarf Ausstattungen für Theater und Oper, vom Royal Opera House in Covent Garden bis hin zu den Salzburger Festspielen. 1992 wendete sich Xenia Hausner ausschliesslich der Malerei zu: Die von ihrer Theaterarbeit befruchtete Überzeugung, dass die Welt eine Bühne sei und wir darin Rollen spielen, prägt jedes einzelne der Gemälde Xenia Hausners.
Die Burgdorfer Ausstellung wurde kuratiert von Anna Wesle in Zusammenarbeit mit der Künstlerin. Wir danken Elsy Lahner (Kuratorin und Autorin der Ausstellungstexte) und der Albertina, Wien für die hervorragende Zusammenarbeit und Unterstützung bei dieser Kooperation.
Der Katalog zur Ausstellung ist im Hirmer Verlag erschienen: „Xenia Hausner. True Lies“, hrsg. v. Elsy Lahner und Klaus Albrecht Schröder, Ausst.kat. Albertina, Wien, München: Hirmer, 2020.
Die Ausstellung steht unter dem Patronat der österreichischen Botschafterin in der Schweiz, Dr. Maria Rotheiser-Scotti.