Die Sklavenhalter bedienten sich einer ganzen Reihe ideologischer Strategien, um ihre Abhängigkeit und ihre parasitäre Existenzform zu kaschieren. Eine davon bestand paradoxerweise darin, versklavte Menschen als Abhängige zu definieren.—Orlando Patterson, Slavery and Social DeathRassifizierte Sklaverei prägte alle Teile der Atlantischen Welt. Sie war präsent in den Fabriken, in denen versklavte Menschen schufteten, auf den Schiffen, die sie über das Meer brachten, auf den Plantagen und in den Herrenhäusern Nordamerikas, im Encomienda-System der Tributentrichtung und Zuteilung von Arbeitskräften in den Gebieten des einstigen spanischen Kolonialreiches, auf den Haciendas der Großgrundbesitzer*innen ebenso wie in den Bergwerken und Raffinerien. Rassifizierte Sklaverei existierte auch in den europäischen Häfen, in denen Sklav*innenschiffe andockten, in den Dörfern, in denen Waren produziert wurden, die gegen versklavte Menschen eingetauscht wurden, in den Städten, in denen die aus Sklav*innenarbeit entstandenen Güter gehandelt wurden, und in den Banken, die jeden Aspekt der Sklaverei finanzierten. All diese Orte waren durch Handel verbunden, den Joseph Inikori als einen „quasi Gemeinsamen Markt“[1] bezeichnet hat. Dieser Gemeinsame Markt diente der Bereicherung von europäischen Kaufleuten, Bankiers und Machthabenden und war von europäischen Konstruktionen von Rasse bestimmt. Europäer*innen bauten weitreichende politische, merkantile und finanzielle Netzwerke auf, die koloniale Ausbeutungspraktiken auf der Grundlage einer Idee der Rasse organisierten. Diese Netzwerke gingen über die Grenzen des Nationalstaats hinaus und festigten die Kolonialherrschaft. Rassifizierte Sklaverei war kein Nebenprodukt dieser Netzwerke, sondern, so Inikori, ein „zentraler Bestandteil der Entwicklung und Aufrechterhaltung des Atlantischen Systems“[2]. Alle Europäer*innen, die aus der Existenz von Schwarzen und Indigenen Menschen Kapital schlugen, waren an der Errichtung der Sklaverei beteiligt.