Das MdbK zeigt eine dreiteilige Ausstellung zur Einwanderungsgeschichte der DDR und die damit verbundenen Folgen. Im ersten Teil werden Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern aus den sogenannten sozialistischen Bruderländern präsentiert. Aufgrund der damaligen internationalen Kulturdiplomatie konnten viele von ihnen an Kunsthochschulen in Leipzig, Dresden, Ost-Berlin oder Halle studieren. Andere sind aus ihrem Herkunftsland geflohen und haben in der DDR Zuflucht gefunden. Mit diesem Ausstellungsteil sollen das Spektrum der Leipziger Kunst erweitert, neue Impulse hinsichtlich einer transnationalen Kunst- und Kulturgeschichte gesetzt und die Forschungsperspektive auf die Kunst aus Ostdeutschland konstruktiv geöffnet werden. Gezeigt werden insgesamt 80 Gemälde, Arbeiten auf Papier und Videoarbeiten von César Olhagaray (*1951, Santiago de Chile, Chile), Getachew Yossef Hagoss (*1957, Dessie, Äthiopien), Michael Touma (*1956, Haifa, Israel), Mona Ragy Enayat (*1964, Kairo, Ägypten), Rimer Cardillo (*1944, Montevideo, Uruguay), Solomon Wija (*1958, Addis Abeba, Äthiopien), Teresa Casanueva (*1963, Havanna, Kuba) und Semir Alschausky (*1962, Leipzig, Deutschland).Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich der künstlerischen Nachwuchsförderung. Das MdbK gibt jungen Kunstschaffenden mit (post-)migrantischen Biographie-Bezügen zur DDR die Möglichkeit, ihre Arbeiten im Rahmen einer Gruppenausstellung zu präsentieren.
Philipp Farra (*1991, Schönebeck (Elbe), Deutschland), Minh Duc Pham (*1991, Bad Schlema, Deutschland), Alina Simmelbauer (*1981, Sömmerda, Deutschland), Sarnt Utamachote (*1992, Thailand) und Phuong Phan (*1988, Hanoi, Vietnam) beschäftigen sich in ihren Arbeiten u. a. mit ihrer eigenen Familienbiografie und dem Thema Migration.
Der tabuisierte Rassismus in der DDR sowie die Lebensverhältnisse der Vertragsarbeiterinnen und Vertragsarbeiter, der ausländischen Studierenden und ihrer Nachfahren werden im letzten Ausstellungsteil thematisiert. Einen Schwerpunkt bilden Fotografien des Leipziger Fotografen Mahmoud Dabdoub (*1958, Baalbeck, Libanon). Des Weiteren versammelt der Archivteil aktuelle (post-)migrantische Stimmen aus Leipzig, die ihre Perspektiven auf das Leben in der DDR und das Aufwachsen als BIPoC in der sächsischen Provinz thematisieren.
Die Ausstellungwird von einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm begleitet. Im Hirmer Verlag erscheint ein Katalog.
Die Ausstellung wird von der Kulturstiftung des Bundes (Programm 360 Grad), der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, der Ernst von Siemens Kunststiftung sowie der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert.