Über 300 Objekte schlagenin der Ausstellung den Bogen von Formen des Historismus und Orientalismus des 19. Jahrhunderts bis zu Klassikern wie den Servicenund Objekten nach Entwurf von Josef Hoffmann, Adolf Loos, Oswald HaerdtloderStefan Rath, die bis heute in Produktion sind.
Die Ausstellung präsentiert ein beeindruckendes Szenario von Objekten, diewesentlicheBereichedes Lebens, von der Raumgestaltung über Essen und Trinken,ästhetisch entscheidend zu bereichern verstehen. Die von Gastkuratorin Alice Stori Liechtenstein ausgewählten Exponate folgen keiner chronologischen Ordnung, sondern werden „intuitiv“gruppiert und geordnet, mit einer gezielten Mischung von Stilen, Verarbeitungstechniken, Materialinnovationen und Designer*innen. Daraus lassen sich überraschende Bezüge zwischen den Objekten und zu historischen Details erkennen.
Teil der Ausstellung sind die in den Werkstätten von J. & L. Lobmeyr im Rahmen einer Kooperation mit der VIENNA DESIGN WEEK entstandenen Installationen von Maxim Velčovský(City Shades, 2009) undPhilippeMalouin (Time Elapsed, 2011)sowie weitere im Rahmen der VIENNA DESIGN WEEKin Kooperation mit aktuellen zeitgenössischen Designer*innen und Künstler*innen wie u.a. Max Lamb oder Martino Gamper entstandene Objekte. Gezeigt wird auch eine Gruppe von Pokalen mit aufwendigen Gravuren, die die Künstlerin Nives Widauer anlässlich des 200-Jahr-Jubiläums von Lobmeyr entworfen hat(Sieben Pokale der Menschlichkeit, 2023).
Spiel mit Licht und Schatten Ein tiefes Verständnis für das Spiel von Licht und Schatten prägt die Kreationen und Produkte der Firma J. & L.Lobmeyr seit über zweiJahrhundertenbis heute. Diesen Aspekt, der oft nur intuitiv wahrgenommen wird, greiftdas Designstudio MARCHGUT in der Ausstellungsgestaltung auf. Die Jubiläumsausstellung im MAK spielt mit den optischen Reizen, die Lobmeyr-Glas entfaltet, wenn es ins Licht gesetzt wird,und würdigt die außergewöhnliche Kontinuität der Glasmacherdynastie im Bemühen, Innovation mit Handwerk zu verbinden und Glasals Werkstoff für Schöpfungen der angewandten Kunst und des Designs aktuell zu halten.
200 Jahre virtuose GlasgestaltungDer Glasergeselle Josef Lobmeyr sen. (1792–1855) eröffnete 1823 sein erstes Glasgeschäft in Wien, entwickelte den Glashandel zur autonomen Produktion weiterund wurde 1835 zum „k. u. k. Hoflieferanten“. Bis heute wird das „Hofburgservice“ bei Staatsbanketten benutzt.Mitten in der bürgerlichen Revolution von 1848 erfolgte eine Geschäftserweiterung. Das Angebot umfasste damals neben Lustern und Spiegeln bereits 52 verschiedene Service in biedermeierlichen Formen. Die Entwürfe dazu sind im Firmenarchiv bewahrtunddienen nach wie vor als Vorlagenfür die Produktion.
Josef Lobmeyrs SohnLudwig (1829–1917)warein Pionier in derKunstglasindustrie des Historismus. Erstand in engem Austausch mit Rudolf von Eitelberger, dem ersten Direktor des 1863 gegründeten k. k. Österreichischen Museumsfür Kunst und Industrie (heute MAK), undunterstützte tatkräftig die Vision des Museums. Als dieses1884 den Wiener Kunstgewerbeverein gründete, zählte J.&L. Lobmeyr zu den ersten namhaften Unternehmen, die den Verein unterstützten und ihm beitraten. EinSteinreliefmit dem Porträt Ludwig Lobmeyrs im Stiegenaufgang des MAKerinnertnoch heute andieseintensive Beziehungzwischen Vorbildinstitution, Vorbildersammlungund Produzent.
Auch Ludwig Lobmeyrs Nachfolger an der Spitze verstanden es, Glas des Familienunternehmens für die Kunstschaffenden in der Secession, später in der Kunstgewerbeschule zum interessanten Gestaltungsobjekt zu machen.
Über sechs Generationen trägt Lobmeyr nun schon dazu bei,den fragilenWerkstoff Glas für Kreationen in angewandter Kunst und Design aktuell zu halten. Neben den firmeneigenen Entwürfen sind mit Künstler*innen entwickelte Serien ein Markenzeichen von Lobmeyr. Zu nennen sind hier eine Vielzahl von Kreativen –darunter Theophil Hansen, Josef Hoffmann, Adolf Loos, Lotte Fink, Marianne Rath, Michael Anastassiades, Max Lamb, POLKA, Martino Gamper oder Sebastian Menschhorn. Dieser kontinuierlich intensive Austausch zwischen Kreativen und einemGlashersteller ist weltweit einzigartig.
Lobmeyr stelltein allen Bereichender Glasgestaltung, von Hohlglas über die Spiegelproduktion bis zur Lustererzeugung,durch eigene Werkstätten ein hohes handwerkliches Niveauin der Erzeugung sicherund realisierte immer wieder „Klassiker“, die auch dieMAK Ausstellung zum Jubiläum prägenderen.
Lobmeyr in der MAK SammlungDas MAK besitzt eine umfangreiche Sammlung an Lobmeyr-Gläsern. Viele kamen unmittelbar nach der Herstellung als Donation insMAKoderwurden bei Ausstellungen angekauft.Ludwig Lobmeyr überließ dem Museum1883elf Bände sogenannter Werkzeichnungen von ausgeführten Gegenständen aus der Glasmanufaktur, 1892 folgten weitere sieben Bände„als bleibendes Eigentum zur Nutzung in der Museumbibliothek zur Förderung der Glasindustrie“, wie er selbst schreibt. Die Bände mit circa 1.000 Blättern aquarellierterZeichnungen und Fotografien bieten einen Überblick über die rege Produktion seit der Gründung der Firma, umfassen Trink-und Dessertservice, Serien, Kristallgefäße, orientalische und arabische Gefäße sowie Lusterund sind heute eine unschätzbare Quelle zur Dokumentation der Geschichte der Glasmanufaktur und Ästhetik der angewandtenKunst des 19.Jahrhunderts in Österreich. EineAuswahl der Zeichnungen wird auch in der Jubiläumsausstellung zu sehen sein.
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