Zerstörung, Verfall, verstümmelte, verbrannte Körper, entstellte Gesichter. Ofer Lellouche stellt den Menschen im Zustand seiner Zerstörung und existenziellen Vernichtung dar. Das Schaffen des in Tunesien geborenen, israelischen Künstlers wirft die älteste, universell gültige Frage nach der Existenz des Menschen auf: Die Frage nach dem Warum?Das Fremdsein des Menschen in der Welt, des von Gott verlassenen Individuums, ist ein zu allen Zeiten und in allen Kulturen prominentes Thema. Lellouche nähert sich diesem auch vor dem Hintergrund seiner eigenen multikulturellen Identität. Jedoch ist angesichts jahrtausendelanger Verfolgung das »Warum sind Leid und Tod in der Welt?« seit jeher und bis heute in der Geschichte des jüdischen Denkens von besonderer Stellung und Brisanz.
Lellouche begann in den 1970er-Jahren mit Videokunst und Malerei zu experimentieren und hat sich im Laufe seiner Karriere mit den verschiedensten Medien beschäftigt, darunter Zeichnung, Skulptur, Radierung und Holzschnitt. Sein Werk zeichnet sich durch eine Fixierung auf die menschliche Gestalt – nackt und bloß –, auf den Kopf und das Gesicht aus, darin Alberto Giacometti oder den Selbstporträts von Jim Dine verwandt, mit dem ihn eine enge Freundschaft verbindet. Wie oder warum seine dargestellten Körper entstellt wurden, wird nicht beantwortet: Die Verwüstung des geschundenen Kopfes wird nicht durch Verweise auf eine konkrete Ursache des Leids begründet. Nicht Krieg oder Unfall, Verfolgung oder Genozid schufen diese Monumente des verbrannten Hauptes und bloßgestellten Leibes.
Die ALBERTINA besitzt einige wichtige Holzschnitte und Skulpturen des Künstlers, die in verschiedenen Sammlungspräsentationen bereits gezeigt werden konnten. Mit dieser Ausstellung erhält das Museum auch ein bedeutendes Konvolut seiner Zeichnungen und Druckgrafiken als Schenkung.
Die Ausstellung ist von 29. Juni bis 19. September 2023 in der ALBERTINA zu sehen.