Ende November 2019 hat das Günter Grass-Haus eine Virtual Reality Anwendung zu dem Debütroman „Die Blechtrommel“ von Günter Grass der Öffentlichkeit präsentiert. Diese Virtual Reality, kurz VR, gehörte zum Mixed Reality-Ausstellungskonzept „Inside Blechtrommel“, das von der Beauftragten für Kultur und Medien gefördert wurde: ein vierteiliges Projekt mit begehbarem Kaufmannsladen, einem Multitouch Tisch mitsamt erläuternden Filmen, einer Augmented Reality-Anwendung und einem einzigartigen Virtual Reality-Erlebnis. Gemeinsam führen diese Stationen die Museumsgäste auf sinnliche und spielerische Weise an den Jahrhundertroman von Günter Grass heran.Die VR konnte aufgrund der Corona Pandemie bislang leider nur drei Monate im Günter Grass-Haus besucht werden. Nun ist sie endlich wieder verfügbar! Die Wiedereinführung der Virtual Reality im Museum war sehr aufwendig und konnte nur durch eine großzügige, zusätzliche Förderung der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften realisiert werden, die das Projekt im Rahmen des Programms „Neustart Kultur“ finanziert hat. Die Anwendung ist durch die Förderung künftig auch in englischer Sprache abrufbar.
Das Virtual Reality-Spiel beleuchtet vor allem die in Düsseldorf und Paris spielende Rahmenhandlung der „Blechtrommel“, die in der mit einem Oscar prämierten Verfilmung durch Volker Schlöndorff nicht berücksichtigt wird, jedoch von großer Bedeutung für das Verständnis des Romans dient. Das Literaturerlebnis setzt auf eine sinnlich wahrnehmbare Welt, auch wenn diese virtuell ist. Sechs facettenreiche Aufgaben müssen in der VR gelöst werden: So fallen, trommeln, blättern, hören, sehen, mischen, pusten und schreien die Nutzer:innen in einer Art begehbarem Buch. Sie werden selbst aktiv und damit quasi zu einer Figur des Romans. Dabei nutzen sie neuartige multisensorische Möglichkeiten, um mit dem Werk zu interagieren.
Die Museumsgäste tauchen durch einen mutigen Schritt auf die Kellertreppe in Oskars Welt ein und erfahren die Geschichte der „Blechtrommel“ auf immersive Weise: In der VR muss die Erinnerung an die kaschubische Großmutter ertrommelt werden, die Figur Maria wird noch einmal mit Brausepulver verführt und der Beginn des Zweiten Weltkriegs mit der Erstürmung der Polnischen Post eindrücklich vor Augen geführt – das alles über eine innovative haptische Steuerung im dreidimensionalen Raum.
Es bleiben gezielt Fragen offen, die durch weitere Angebote in der Dauerausstellung „DAS IST GRASS“ oder durch die Lektüre der „Blechtrommel“ beantwortet werden können. Das virtuelle Erleben des Geschriebenen eröffnet einen verblüffend neuen und modernen Zugang zu einem über 60 Jahre gereiften Text, der zeitlos bleibt. Ziel des Projekts ist es in erster Linie, den Roman neu zu entdecken.
Weitere Informationen unter https://grass-haus.de/