Ab 10. November präsentiert der Künstler Markus Wörgötter Plastiken aus Gips, Bronze und Textil im Volkskunstmuseum. Inmitten der historischen Stuben sorgen die „Affektprobanden“ für Irritation und hinterfragen ihre Umgebung als museale Inszenierung.Über die AusstellungIm Winter 2023/2024 bevölkern düstere Gestalten und groteske Körper die historischen Stuben im zweiten Stock des Tiroler Volkskunstmuseums. Markus Wörgötters „Affektprobanden“ bestehen aus Gips, Bronze und Textil. Viele stehen auf Füßen und Beinen, verfügen über Rumpf, Schulter, Hals und Kopf, was den Plastiken etwas unmittelbar Menschliches verleiht. Vielmehr aber ziehen Verformungen, wulstige Polster, textile Beulen und faltige Panzer die Blicke auf sich und verzerren das augenscheinlich Vertraute zur grotesken Mutation. Wie Kostüme und Masken scheinen diese Auswüchse den starren Körpern Ausdruck zu verleihen. Die befremdlichen Gestalten irritieren inmitten der vermeintlich traditionell behaglichen Atmosphäre der holzgetäfelten historischen Stuben, in der sie präsentiert werden. Verstärkt wird diese Wirkung durch die teilweise geöffneten Fenster, denn diese lassen nicht, wie man erwarten könnte, ins Freie blicken, sondern geben die Sicht auf die dahinterliegenden, für gewöhnlich unsichtbaren Museumsräume frei, enttarnen die Stube als Museumsobjekt und inszenierte Kulisse. Gemeinsam mit den Affektprobanden, ausgewählten Zeichnungen und historischen Referenzwerken laden sie ein, die Präsentationsformen im Museum zu hinterfragen.
Über Kunst und KünstlerMarkus Wörgötters Werkserie „Affektproband“ umfasst mehrere Dutzend Plastiken aus Gips, Bronze und Textil. Eine Auswahl davon wird in der gleichnamigen Ausstellung im Volkskunstmuseum gezeigt. Der Titel „Affektproband“ ist dabei eine Wortschöpfung des Künstlers selbst und beschreibt das Prinzip der Serie. Dieses begreift Plastik in Analogie zum Körper als Schauplatz von Kräften und Verwandlung. In diesem Sinne fertigt Markus Wörgötter seine Arbeiten selbst, größtenteils von Hand. Er arbeitet als Künstler, Fotograf und Autor in Wien.
Über die StubenOb für Besprechungen, Feierlichkeiten oder Totengedenken, Stuben bildeten erst in Burgen und Klöstern, später in Bürger- und Bauernhäusern den Mittelpunkt des häuslichen Lebens. Die im Volkskunstmuseum ausgestellten Beispiele wurden Anfang des 20. Jahrhunderts als Antiquitäten angekauft und zur Eröffnung des Museums im Jahr 1929 eingebaut. Bei der Anschaffung lag das Hauptaugenmerk auf deren Alter und Qualität. Zu sehen sind daher 14 repräsentative Stuben, zumeist aus Gasthäusern oder Ansitzen aus Südtirol und dem Trentino sowie Nordtirol. Ergänzend zur Dauerausstellung im Volkskunstmuseum werden die Räume immer wieder als Präsentations- und Kontrastraum für moderne Kunst genutzt. Markus Wörgötter rückt die Stuben dabei mehr denn je auch als inszenierte Museumsobjekte in den Fokus.