Mit „Robert Motherwell – Pure Painting“ zeigt das Bank Austria Kunstforum Wien das Werk eines bedeutenden Vertreters des Abstrakten Expressionismus, jener monumentalen gestischen Malerei, die…
Mit „Robert Motherwell – Pure Painting“ zeigt das Bank Austria Kunstforum Wien das Werk eines bedeutenden Vertreters des Abstrakten Expressionismus, jener monumentalen gestischen Malerei, die…
Mit „Robert Motherwell – Pure Painting“ zeigt das Bank Austria Kunstforum Wien das Werk eines bedeutenden Vertreters des Abstrakten Expressionismus, jener monumentalen gestischen Malerei, die in den 1940er-Jahren ihren Anfang nahm und als die erste originär amerikanische Kunst der Nachkriegszeit angesehen wird. Es ist seit 1976 die erste Retrospektive zum Werk des großen amerikanischen Künstlers in Österreich und die erste seit 1998 in Europa.
Motherwell, das intellektuelle Pendant zum medienwirksameren Jackson Pollock, ist der europäischen Literatur und Malerei eng verbunden. Seine figurativen Anfänge sind im französischen Surrealismus verwurzelt; in den 1950er-Jahren entwickelt er eine rein abstrakte Malerei im großen Format als seine künstlerische Formensprache. Seine Bedeutung liegt in der Ausprägung und Definition der abstrakten amerikanischen Malerei nach dem Zweiten Weltkrieg.
Neben seiner künstlerischen Tätigkeit beschäftigt sich Motherwell mit Literatur – James Joyce’ „Ulysses“ etwa ist ihm ein lebenslanger Begleiter. Er tritt auch als Herausgeber, Autor und Kritiker in der Förderung der zeitgenössischen und nicht nur amerikanischen Kunst hervor. In der Reihe „Documents of Modern Art“ betreut er Texte von Apollinaire, eine Dada-Anthologie und vieles mehr. Im Vorwort zu einem Katalog einer Gruppenausstellung mit Jackson Pollock, Mark Rothko, Barnett Newman und anderen prägt er 1951 den Begriff der „New York School“ – als Definition des Kunstwollens der neuen Malerei in der Metropole, aber auch um sie damit von der gleichzeitigen École de Paris abzusetzen.
Motherwell ist auch ein anerkannter Lehrer: Bereits 1945 unterrichtet er am Black Mountain College in North Carolina, der damals fortschrittlichsten Ausbildungsstätte für Künstler, später in New York City, in der gemeinsam mit Rothko und anderen konzipierten Schule The Subjects of the Artist sowie an seiner eigenen Schule und am Hunter College.
Motherwells Werk ist von Variationen, Wiederholungen, dem oftmaligen Überdenken eines Themas, eines Kompositionsentwurfes, gekennzeichnet. So begleiten ihn große Zyklen über Jahrzehnte, immer wieder mit Rückgriffen auf frühere Arbeiten. In der Ausstellung stehen dafür zwei seiner wichtigsten Werkgruppen: „Elegies to the Spanish Republic“ – resultierend aus der Auseinandersetzung mit den Grausamkeiten des spanischen Bürgerkrieges von 1936 bis 1939, für den Künstler eine Metapher jeglichen Unrechts. Ihre zentralen archaischen Formen und ihr strenger Schwarz-Weiss-Akkord wird zu Motherwells Markenzeichen. Den „Elegies“ widmet er von 1948 bis zu seinem Tod über 150 Arbeiten: als majestätisches Gedenken an menschliches Leid und als abstraktes, poetisches Symbol für den unerbittlichen Zyklus von Leben und Tod.
Ein absolut intellektueller Maler, durchdringt Motherwell seine Arbeiten gleichzeitig mit Affekt und Askese, so wie diese für ihn die menschliche Psyche reflektieren. Für diesen Aspekt seines Wesens steht die Werkgruppe der „Opens“, die ihn von 1967 bis 1981 in über 200 Arbeiten beschäftigt – resultierend aus dem Verhältnis der Proportionen von zwei aneinander gelehnten Gemälden in seinem Studio. In dieser „reinen“ minimalistischen Malerei der Strenge und Reduktion transportiert Motherwell Emotionen über ausgeklügelten Farbsystemen und zurückgenommenem Ausdruck. Mit dieser Praxis will er letztlich zu dem gelangen, was ihn tatsächlich interessiert – „pure painting“.
„Robert Motherwell – Pure Painting“ entsteht in Kooperation mit dem Modern Art Museum of Fort Worth. Die Ausstellung zeigt an die 40 repräsentative Arbeiten aus Motherwells gesamtem Schaffen, Leihgaben kommen aus wichtigen Privatsammlungen und großen, internationalen Museen: unter anderem Guggenheim Bilbao Museoa; The Art Institute of Chicago; Denver Art Museum; Tate, London; Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid; The Museum of Modern Art, New York; Staatsgalerie Stuttgart; Norton Museum of Art, West Palm Beach/Florida.
Kuratorinnen sind Evelyn Benesch für das Bank Austria Kunstforum Wien und Susan Davidson für das Modern Art Museum of Fort Worth.
Robert Motherwell1915–1940Robert Burns Motherwell wird am 24. Jänner 1915 in Aberdeen im US- Bundesstaat Washington als Sohn eines Bankers geboren. Die Familie lässt sich 1927 in Kalifornien nieder. Auf einer Europareise 1935 erwirbt er sein erstes Exemplar des „Ulysses“ von James Joyce. 1936 bis 1939 studiert Motherwell in Standford und Harvard Philosophie und Literatur.
1940–1950Motherwell studiert Kunstgeschichte an der Columbia University in New York, entscheidet sich aber bald, Künstler zu werden. Er verkehrt in den Kreisen der immigrierten europäischen Surrealisten um André Breton und Marcel Duchamp und nimmt an den von Roberto Matta initiierten Experimenten mit dem Automatismus teil. In Peggy Guggenheims Museums-Galerie Art of this Century, wo er seine erste Einzelausstellung zeigt, trifft er unter anderem auf Piet Mondrian und Jackson Pollock; er befreundet sich mit Mark Rothko und David Smith. Die Samuel M. Kootz Gallery nimmt ihn unter Vertrag.
1950–1960Im Frühjahr 1950 heiratet Motherwell Betty Little, seine Töchter Jeannie und Lise werden 1953 und 1955 geboren. Motherwell ist Teil der „Irascible 18“, die dagegen protestieren, dass in der Ausstellung „American Painting Today“ des Metropolitan Museum abstrakte Malerei ausgeschlossen werden soll. 1951 erscheint in „Life Magazine“ ein heute berühmtes Foto der „Irascibles“. Er wird nun von der Sidney Janis Gallery vertreten. Nach der Scheidung von Betty Little 1958 heiratet Motherwell die Malerin Helen Frankenthaler.
1960–19701962 erwirbt Motherwell ein Haus direkt an der Küste von Cape Cod in Provincetown, Massachusetts. Für seine großen Gemälde mietet er verschiedene Ateliers in New York. Er wechselt zur Marlborough- Gerson Gallery. Von der zunehmenden Anerkennung zeugt eine Reportage in „Newsweek“ und eine von Alexander Liberman geschossene Fotoserie in der „Vogue“. 1965 wird ihm als einem der ersten Künstler seiner Generation eine Retrospektive im Museum of Modern Art gewidmet.
1970–1990Motherwell erwirbt in Greenwich, Connecticut, eine Remise, in Nebengebäuden richtet er Malerei- und Zeichenateliers ein, sowie eine Druckwerkstatt. Nach der Trennung von Frankenthaler heiratet er 1972 die Fotografin Renate Ponsold. 1976 tourt eine Motherwell-Retrospektive in Europa; sie wird im Frühjahr 1977 im Museum des 20. Jahrhunderts in Wien gezeigt. Motherwell nimmt an der Eröffnung teil. 1978 wird das für den von I. M. Pei entworfenen Ostflügel der National Gallery in Washington, D.C., gefertigte Wandbild „Reconciliation Elegy“ installiert.
Diverse Auszeichnungen würdigen Motherwells Lebenswerk: darunter 1978 die Grande Médaille de Vermeil de la Ville de Paris, 1986 die Medalla de Oro de las Bellas Artes und 1989 die von Präsident George W. Bush im Weißen Haus überreichte National Medal of Arts.
1991Die von ihm 1979 gegründete „Motherwell Foundation“ benennt Motherwell nach Stephen Dedalus, dem Alter Ego von James Joyce in „Ulysses“. Die „Dedalus Foundation“ soll nicht nur sein künstlerisches Vermächtnis verwalten, sondern sich auch für das Verständnis und die Vermittlung von moderner Kunst im Allgemeinen engagieren. Robert Motherwell stirbt im Juli 1991 in Provincetown an den Folgen eines Schlaganfalls.
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