Ulrich Wüst hält in seinen Fotografien das fest, was im Alltag leicht übersehen wird. Mit unverwechselbarer Bildsprache hat er über 40 Jahre hinweg zahlreiche Fotografieserien entworfen, die in der Ausstellung „Haltepunkte“ erstmals in großer Auswahl gezeigt werden. In seinem persönlich-dokumentarischen Stil thematisiert er die Besonderheit der Situationen zwischen Architektur, Raum und der so offensichtlichen Leere und hält ganz nebenbei nicht selten die kleinen Skurrilitäten des Alltäglichen fest.Die ländliche Uckermark im Jahr 2012 und die aktuellen fotografischen Erkundungen im Jahr 2022 und 2023 an der Elbe in Magdeburg stehen in der Ausstellung neben älteren Serien, in denen wir dem Beobachter Ulrich Wüst 1984 in St. Petersburg und Moskau, aber auch im Ost-Berlin der Zeit um 1989/90 begegnen. Es ist sein ganz eigener analytisch-puristischer Blick, der aus dem persönlichen Erleben des Fotografen visuelle Kommentare der deutsch-deutschen Geschichte macht.Ob in den Häuser-und Straßenschluchten oder den weiten Feldern mit tiefem Horizont in den schwarz-weißen Zyklenoderden Entdeckungen skurriler Schaufenstergestaltungen–oft wirken seine Bildmotive wie aus dem Lauf der Zeit gelöst, dazu bestimmt, als Fotografien zu überdauern. Dabei fällt die Stille auf, welche alle seine Motive umgibt, seien es die menschenleeren Straßen, Erkundungen entlang der Elbe oder Fundstücke des Alltags wie Glasscheiben oder Geldscheine. In der Art ihrer Beschreibung äußert sich die besondere Sensibilität des Fotografen für zeitgeschichtliche Abläufe und die sie begleitenden Veränderungen.
Fotografien vonUlrich Wüstbefinden sich heutein internationalen fotografischen Sammlungen, darunter in:Berlinische Galerie;Busch-Reisinger Museum, Cambridge, Massachusetts; Chrysler Museum ofArt, Norfolk, Virginia; DZ Bank, Frankfurt a.M.; Deutsche Börse Photography Foundation, Frankfurt a.M.;Harvard Art Museums, Cambridge, Massachusetts;Kunstmuseum Magdeburg;Kunstsammlung des Deutschen Bundestages, Berlin; Museum Folkwang, Essen;NationalGallery of Victoria, Melbourne, Australien;Pinakothek der Moderne, München;Sprengel Museum, Hannover.
Ulrich Wüst wurde 1949 in Magdeburg geboren. Von 1967 bis 1972 studierte er in Weimar an der Hochschule für Architektur und Bauwesen im Fach Stadtplanung. Bis 1977 arbeitete er als Stadtplaner, vor allem in Berlin, wo er seit 1972 lebt. Von 1979 bis 1983 war Ulrich Wüst als Bildredakteur und Fotograf tätig. Seit 1984 arbeitet er freiberuflich als Fotograf. 2021 erhielt er den Kunstpreis des Landes Sachsen-Anhalt.
Die Ausstellung wird gefördert vom Land Sachsen-Anhalt und der Kloster Bergesche Stiftung.