Am 13. September eröffnet das Buddenbrookhaus seine Ausstellung „Thomas Manns ‚Der Zauberberg‘ - Fiebertraum und Höhenrausch“ im St. Annen-Museum. Dieser Jahrhundertroman, der in zahlreichen internationalen Fortschreibungen und Neuinterpretationen immer wieder fasziniert, bietet mit seinen zeitlosen Themen – Gesundheit und Krankheit, Begehren und Liebe, Krieg und Frieden – zahllose Anknüpfungspunkte an aktuelle gesellschaftliche Debatten. Dementsprechend sollen in der Schau, aber auch ganzjährig in Veranstaltungen die Themen aufgegriffen werden, mit denen Hans Castorp, der eigentlich nur zu Besuch für drei Wochen in ein Schweizer Lungensanatorium fährt, dort aber schließlich sieben Jahre verbringt, im „Berghof“ in Davos konfrontiert wird: die zentralen Fragen zum Sinn und Sein der Menschheit.
Zeitgleich eröffnet auch die Einzelausstellung der britischen Künstlerin Heather Phillipson in der benachbarten Kunsthalle St. Annen. Phillipson verwandelt die gesamte Fläche der Kunsthalle dabei in ein immersives Kunstwerk, wobei sie sich maßgeblich von dem im Zauberberg so bedeutsamen Motiv des Traums inspirieren lässt. Die ehemalige Kirche wird zu einem Portal, welches als magischer Ort in Traumwelten und Visionen führt. Eigens hierfür entwickelt sie neue multimediale Werke, die über das gesamte Gebäude verteilt sind. Die Besuchenden bewegen sich in den Räumen der Kunsthalle auf und ab durch verschiedene Landschaften von Träumen, Gedanken und magischen Szenerien, die die Künstlerin durch Klänge, Bilder und Objekte evoziert. Dabei nutzt sie unterschiedliche Medien, von der Videokunst über die Skulptur, Musik, großformatige Installationen und Online-Arbeiten bis hin zu Texten und Zeichnungen. Der interdisziplinäre Ansatz der Künstlerin ermöglicht den Besuchenden einen neuen Zugang zur Kunst über die sinnliche Erfahrung. Davor ist noch bis Ende Juli in der Kunsthalle die Schau „Hello Lübeck“ zu sehen, deren zweiter Teil am 11. April mit dem Untertitel „Eine Ausstellung im Wandel“ eröffnet wird. Die partizipativ ausgerichtete Ausstellung wird teilweise von dem neu gegründeten Jugendclub „Junge Kunsthalle“ konzipiert. Zudem sind dann auch neue skulpturale Arbeiten des Konzeptkünstlers Christian Jankowski zu sehen, die im Rahmen des Kunstprojekts „Geknetete Stadt“ in Zusammenarbeit mit Lübecker Schüler:innen geschaffen worden sind. Die Skulpturen visualisieren die Sorgen, Wünsche und Visionen der jungen Menschen in Bezug auf das Leben in der Stadt von Morgen und sollen ermahnen, den Heranwachsenden Gehör zu schenken.
Mit dem im „Zauberberg“ omnipräsenten Thema Tod beschäftigt sich auch die Lübecker Völkerkundesammlung aus ihrem ethnologischen Blickwinkel: Ab Ende September wird die Ausstellung „Vom Ruheforst zum Coffin Dance: Bestattungskulturen in Lübeck und der Welt“ in den Räumen des Industriemuseums Herrenwyk zu sehen sein. Hier werden alte Traditionen und neue Trends in der deutschen Bestattungsindustrie archäologischen, historischen und modernen Exponaten aus der Südsee, Asien, Lateinamerika und Afrika gegenübergestellt, die von einer spirituellen, aber teilweise auch humorvollen Umgangsweise mit dem Tod zeugen. Begleitet von einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm an verschiedenen Orten in der Stadt soll die Schau dazu beitragen, die in den westlichen Gesellschaften wachsende Tabuisierung des Themas Tod zu überwinden und vielleicht auch ein klein wenig die Magie des Übergangs in eine andere Welt zu erkennen.
Ganz viel Magie im übertragenen Sinn findet sich im Jahr 2024 auch im Günter Grass-Haus: Die spezielle Magie des Tanzes steht im Mittelpunkt der Ausstellung „GRASS TANZBAR“ von Ende März bis Januar 2025. Die abwechslungs- und facettenreiche Ausstellung führt mithilfe aller Sinne durch Zeiten und Tänze, die nicht nur Günter Grass bewegten. Das Begleitprogramm ist ebenso vielfältig, von tanzenden Worten bei einem Poetry-Slam mit renommierten Slammer:innen bis hin zum Großevent „Lübeck tanzt MITEINANDER“ vor dem Holstentor anlässlich des Hansekulturfestivals. Bereits im Januar findet der Auftakt des neuen Projekts KUNSTINSELN der Gemeinschaft Lübecker Künstlerinnen und Künstler im Günter Grass-Haus statt: 14 Kunstschaffende widmen sich hier dem Thema WORT. Gezeigt werden fotografische und konzeptuelle Arbeiten, Druckgrafik, Installation, Plastik und Malerei. Schließlich ist noch der Zauber am Ball zu erleben, wenn das Günter Grass-Haus Teil des offiziellen kulturellen Begleitprogramms zur Fußball-Europameisterschaft 2024 ist. Unter dem EM-Motto „Heimspiel für Europa“ finden Jugendworkshops sowie Public Screenings und Speakings im Museumsgarten statt, die länderübergreifend für den gemeinsamen Spaß an Sport und Wort begeistern wollen.
Dem magischen Element Wasser widmet sich dagegen das Museum für Natur und Umwelt: Den Auftakt macht gleich im Februar die große Sonderausstellung „Grundwasser lebt!“ des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz. Sie bietet überraschende Einblicke in das Thema Grundwasser, diesem in der Tiefe verborgenen und für alle Lebenskreisläufe so bedeutenden Schatz, und informiert über die erstaunliche Welt der Organismen, die im Boden leben. Von 27. April bis 2. Februar 2025 geht es in einer weiteren Schau mit dem Titel „Unsere Wakenitz – 25 Jahre Naturschutzgebiet“ um den zauberhaften kleinen Lübecker Fluss Wakenitz, ein wahrer Hotspot der Artenvielfalt, der vor 25 Jahren unter Naturschutz gestellt wurde. Eine engagierte lokale Gruppe von Naturbegeisterten berichtet kenntnisreich über Veränderungen von Fauna und Flora. Die Ausstellung möchte auf die Schönheit der Wakenitz aufmerksam machen und für einen verantwortungsvollen Umgang sensibilisieren. Im Herbst schließlich stehen bei der Ausstellung „Gärtnern in der Stadt – Die grüne Vielfalt Lübecks“ gärtnernde Menschen im Fokus und es werden beispielhaft engagierte Personen vorgestellt. Einheimische und touristische Gäste sind angesprochen, die zauberhafte gewachsene Schönheit der vielfältigen Gärten und grünen Oasen der Hansestadt zu entdecken. Der Grüne Kreis e.V. (Tochtergesellschaft der Gemeinnützigen), die Kulturhistorikerin und Fotografin Karen Meyer-Rebentisch und das Museum für Natur und Umwelt präsentieren mit ihrer Schau den großen Wert des städtischen Grüns.
Auch wenn das Industriemuseum Herrenwyk aktuell seine Dauerausstellung grundlegend überarbeitet, deren Eröffnung für 2025 geplant ist, müssen die Fans der Lübecker Industriegeschichte im kommenden Jahr nicht darben: Am 16. Februar eröffnet die Sonderausstellung „Hellinge, Kräne, Dockbauplätze – Schiffbau in Lübeck im 20. Jahrhundert“, bei der das Museum die Entwicklung der großen Lübecker Werften mit all ihren Herausforderungen und Veränderungen im Laufe des vergangenen Jahrhunderts aufzeigt. Lübecks Ära des Eisenschiffbaus von 1882 bis 2002, in der Hunderte von Schiffen gebaut wurden und Tausende von Arbeitern beschäftigt waren, wird in der Schau anhand der Geschichten und Erfahrungen der hart arbeitenden Menschen auf den Hellingen und Dockbauplätzen beleuchtet.
Das St. Annen-Museum ist nicht nur Gastgeber für die Zauberberg-Ausstellung des Buddenbrookhauses. Vielmehr wird eine ganze Reihe von kulturgeschichtlichen Objekten des Museums in der Ausstellung zu sehen sein, um die Romanwelt des Zauberbergs dinglich erfahrbar zu machen. Auch stellt die Zauberberg-Ausstellung mit zentralen Themen Beziehungen zu Objekten der mittelalterlichen Sammlung her, die das Haus in seiner Dauerausstellung präsentiert. Damit wird deutlich, dass die Themen des Romans auf eine lange abendländische Tradition verweisen – und zugleich von großer Aktualität sind.
Darüber hinaus widmet sich das St. Annen-Museum auch 2024 weiterhin dem äußerst umfangreichen Projekt „Kaleidoskop Museum“, wozu eine neue didaktische Ausrichtung des Hauses wie auch der Digitalisierung seiner Depotbestände gehören. Dabei steht im kommenden Jahr vor allem die Aufarbeitung und Erschließung des Silberschatzes im Mittelpunkt. Das Haus verfügt über eine reiche Sammlung von Silber- und Goldschmiedearbeiten, die vom einstigen Wohlstand und der künstlerischen Leistungsfähigkeit der Hansestadt zeugen. Alle Objekte aus diesem Bestand sollen in den beiden kommenden beiden Jahren erfasst, verortet, beschrieben, erschlossen und fotografiert werden.
Und auch im Museum Behnhaus Drägerhaus sind für 2024 ausschließlich konzeptionelle Arbeiten für die Zeit nach der Wiedereröffnung des Behnhauses geplant, die nach Abschluss der umfassenden Sanierungen für das Frühjahr 2025 vorgesehen ist. Das kommende Jahr soll dazu genutzt werden, die Neupräsentation der Sammlungsbestände vorzubereiten. Die Wiedereröffnung des Behnhauses nach dann dreijähriger Schließung ist der erste große Meilenstein in dem Gesamtsanierungsprojekt. Ihr folgt die Schließung des Drägerhauses, für dessen Sanierung ein weiteres Jahr eingeplant ist. Die Eröffnung des kompletten Museums Behnhaus Drägerhaus soll Mitte 2026 erfolgen.
Voraussichtliche Termine 2024:
17. Januar bis 10. März: „Kunstinseln - Wort“, Günter Grass-Haus3. Februar bis 1. September: „Grundwasser lebt!“, Museum für Natur und Umwelt17. Februar bis 30. August: „Hellinge, Kräne, Dockbauplätze – Schiffbau in Lübeck im 20. Jahrhundert“, Industriemuseum Herrenwyk28. März bis 15. Januar 2025: „GRASS TANZBAR“, Günter Grass-Haus12. April bis 28. Juli: „Hello Lübeck. Eine Ausstellung im Wandel“, Kunsthalle St. Annen27. April bis 2. Februar 2025: „Unsere Wakenitz – 25 Jahre Naturschutzgebiet“, Museum für Natur und Umwelt14. September bis 31. August 2025: „Thomas Manns ‚Der Zauberberg‘. Fiebertraum und Höhenrausch“, Buddenbrookhaus 14. September bis 28. Januar 2025: „Heather Phillipson“. Die Kunsthalle St. Annen tritt in einen Dialog mit dem Roman „Magic Mountain“, Kunsthalle St. Annen28. September bis 26. Februar 2025: „Vom Ruheforst zum Coffin Dance: Bestattungskulturen in Lübeck und der Welt“, Völkerkundesammlung Lübeck im Industriemuseum Herrenwyk12. Oktober bis 18. Mai 2025: „Gärtnern in der Stadt - Die grüne Vielfalt Lübeck“, Museum für Natur und Umwelt
Dienstag - Sonntag01.01. - 31.03.11 - 17 Uhr
Montag - Sonntag01.04. - 31.12.10 - 17 Uhr
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