Das Karikaturmuseum Krems zeigt aus diesem Grund einzigartige Werke des Künstlers und präsentiert als…
Das Karikaturmuseum Krems zeigt aus diesem Grund einzigartige Werke des Künstlers und präsentiert als…
Das Karikaturmuseum Krems zeigt aus diesem Grund einzigartige Werke des Künstlers und präsentiert als besonderes Zuckerl eine noch nie ausgestellte Serie satirischer Zeichnungen, Sokols „American Natives“. Darüber hinaus werden in dieser Schau malerische Werke Sokols, die in den 60er Jahren entstanden sind, präsentiert, sowie seine höchst erfolgreiche Tätigkeit als Titelseiten-Illustrator ab Mitte der 70er Jahre in den Mittelpunkt gerückt. Die Ausstellung dokumentiert eindrucksvoll seine Anfänge der Charakterstudien während seines Amerika-Aufenthaltes, zeichnet die Entstehung des Buches „American Natives“ und seinen subtilen Umgang mit dem „American Way of Life“ nach und zeigt in späteren Jahren den angesehenen und hoch geschätzten Großmeister der Karikatur. Die nun ausgestellten Objekte bringen einen zum Teil unbekannten und ganz und gar unerwarteten Erich Sokol ans Licht.
In der Ausstellung ERICH SOKOL. GNADENLOS GENIAL werden vom 25. November 2012 bis 20. Mai 2013 im Karikaturmuseum Krems insgesamt etwa 200 Exponate zu sehen sein, neben außergewöhnlichem dokumentarischem Material, wie etwa Fotos aus den 1950er und 1960er Jahren, werden rund 140 Originale Erich Sokols präsentiert. Der Schwerpunkt liegt auf ca. 80 Originalen der „American Natives“. Des Weiteren werden malerische Arbeiten und rund 50 Hauptwerke, Titelseiten, Kalender- und Plakatdarstellungen, die „Typen“ und „Charakterköpfe“ darstellen, gezeigt. Neben Leihgaben aus der Erich Sokol Privatstiftung, Mödling sind Werke aus der Sammlung des Landes Niederösterreich sowie private Leihgaben zu sehen.
American NativesAls Erich Sokol im Juli 1957 nach Amerika kam, war er erst 24 Jahre alt, dynamisch, lebenslustig, humorvoll, gewinnend, kritisch – mit Hang zum Sarkasmus –, arbeitsam, eloquent, zielorientiert und interessiert.
Die Freude am Zeichnen, seit seiner Kindheit, durch Kurse an der Künstlerischen Volkshochschule in der Akademie der bildenden Künste in Wien geschult und autodidaktisch perfektioniert, hatte ihm bislang den Weg gewiesen. Als Zeichner von Bildwitzen und politischen Karikaturen, unter anderem auch für die Arbeiter-Zeitung, hatte er in jungen Jahren durchaus schon schöne und anerkennenswerte Erfolge gefeiert. Selbst die satirische Zeitschrift Punch in London hatte bereits Witze von ihm veröffentlicht, was einer Aufnahme in den Olymp der Zeichner gleichgekommen war. Sokol, der schon lange von Amerika geträumt hatte, wurde von seinem Freund Roger Pfahning eingeladen, ihn nach Chicago zu begleiten, wo seine Eltern lebten. Ein Studienstipendium des „Institute of Design“ am „Illinois Institute of Technology in Chicago“ machte die Reise möglich. In vielen und ausführlichen Briefen an seine Familie hielt Sokol die Eindrücke, die auf ihn einströmten, fest, insbesondere was den hohen Lebensstandard der Amerikaner anging. Als aufmerksamen Beobachter beschäftigten ihn auch die scheinbar nebensächlichen Details des amerikanischen Alltags. Seine Berichte waren dabei weniger die des staunenden Nachkriegsösterreichers, sondern kritisch und distanziert:
„Schon aus meinen Schilderungen, glaube ich, könnt Ihr ersehen, daß Amerika sicher großartig ist, allerdings auch einige sehr wesentliche Schönheitsfehler aufzuweisen hat.“ Erich Sokol
Durch das Stipendium für ein ganzes Jahr war Sokol zwar von der Studiengebühr befreit, für seinen Unterhalt hatte er jedoch selbst aufzukommen. Erich Sokol bekam von seiner Schule als Unterstützung Adressen einschlägiger Grafikbüros ausgehändigt, bei denen er sich bewerben konnte. Der junge Künstler kam dadurch bereits in den ersten Wochen seines Amerika-Aufenthaltes mit Magazinen in Kontakt, die zukünftig seine Existenz sichern sollten. Er erkannte, dass Amerika sein Sprungbrett werden konnte und versuchte - insbesondere in Hinblick auf seine berufliche Zukunft - alle bestehenden Chancen bestmöglich zu nützen.
In Bezug auf seine Ausbildung zeigte sich Erich Sokol vor allem von der technischen Ausstattung der Hochschule begeistert und berichtete euphorisch an die Familie in Österreich:
„Ihr solltet die Photoabteilung sehen. Sie haben alles, was es in Schwarz-weiß- Photographieren gibt. Sogar Kameras sind für die Studenten da. Meistens die großen Plattenkameras fürs Atelier (Speedgraphik). Auch die Graphikabteilung ist wunderbar.“ Erich Sokol
Sokol inskribierte neben „Photography“ auch „Typography“ und „Visual Design“. Bereits während seiner Studienjahre war seine Auftragslage sehr gut, so führte er immer wieder Arbeiten für Playboy und The Lion-Magazine aus. Seine wirtschaftliche
Existenz war dadurch sichergestellt. Arbeit und Studium auseinanderzuhalten beziehungsweise gleich aufmerksam zu verfolgen, wurde mit der Zeit für ihn allerdings immer schwieriger. Bei Playboy hatte man Sokols Begabung für das Genre bereits erkannt. Hier wurde er als Cartoonist wie auch als Marke aufgebaut. Auch The Lion Magazine war sehr zufrieden mit seiner Arbeit. Große Beachtung fanden hier vor allem seine „Ohne Worte“- Witze, die für den amerikanischen Markt offenbar etwas ganz Neues waren.
Erich Sokol war stets in einem Konflikt, einerseits seinen Aufträgen nachkommen zu müssen, andererseits das Studienangebot bestmöglich zu nützen. Amerika bot dem jungen Karikaturisten neben der Möglichkeit zur Fortbildung, auch die Chance des Kennenlernens einer anderen Kultur, eine große Vielfalt an Eindrücken und berufliche Kontaktmöglichkeiten. Seine künstlerische und sozialkritische Auseinandersetzung mit Amerika führte zu einer Serie satirischer Charakterstudien, die er in Buchform veröffentlichen wollte.
„I hab im Herbst schon mit Henry Regnery Company an Gedanken erstens amal gefasst, und dann hab i a Arbeiten vorgelegt und immer mehr vorgelegt für a Buch von mir. Und die waren zunächst amal von der Idee unerhört begeistert, komischerweise, jedenfalls sie wollten von mir a Buch veröffentlichen. Das Buch sollte zum Gegenstand haben überhaupt Amerikaner an sich, und zwar is des a Sammlung von Amerikanern, von amerikanischen Charakteren.“ Erich Sokol
Die Grundlage von Sokols Buchidee bildete wohl die kleine, noch am „Institute of Design“ angefertigte Serie von Radierungen amerikanischer „Typen“. Sokol fügte noch etliche Charakterdarstellungen hinzu. An Motiven mangelte es jedenfalls nicht. Während seines bereits mehr als ein Jahr dauernden Amerika-Aufenthalts hatte der Künstler ausgiebig Gelegenheit gehabt, Land und Leute kennenzulernen und zu studieren.
„Der lächerliche Aspekt des Menschen ist für mich genauso offensichtlich wie die ihm innewohnende Tragik. Dass wir nicht sehen, wie nahe diese beiden Aspekte in uns und unserer Umgebung beieinander liegen oder es vorziehen, sie zu ignorieren, macht uns sogar noch lächerlicher. Die Absicht dieses Buches ist es, zu zeigen, dass normale Leute in ihrer normalen Umgebung mit ihrer normalen Alltagsroutine unabsichtlich von tragischer Lächerlichkeit und von lächerlicher Tragik sind. Diese Wahrheit ist der simple „Gag“ in all meinen Bildern.“ Erich Sokol
Sokol schuf rund siebzig satirische Zeichnungen, die nicht nur eine charakteristische Studie seines Gastgeberlandes darstellten, sondern auch seine Auffassung von Karikatur wiedergaben. Es war kein Auftragswerk, hatte sich keinen vorgegebenen Regeln zu unterwerfen gehabt, es war ganz Sokol, der Höhepunkt seines bisherigen Schaffens.
Der ursprünglich an der Veröffentlichung interessierte Verlag zog sich schließlich doch in letzter Minute zurück. Die Zeichnungen schienen ihm zu kritisch, der Verkaufserfolg unsicher. Schließlich gelang es mit Hilfe einer Agentin den Verlag „Harper & Brothers“ dafür zu begeistern. 1960 erschien das Buch in New York, später in Lizenzauflage auch in England.
Obwohl es in Österreich nicht auf den Markt kam, zeigte es auch hier Wirkung. Sokols Erfolge in Übersee und vor allem die reiche Palette an einschlägigen Erfahrungen aus dem Bereich des Druckwesens trugen wohl entscheidend dazu bei, dass ihm 1960 von der Arbeiter-Zeitung eine Anstellung als „Editorial Cartoonist“ angeboten wurde, und zwar als Fixanstellung, was damals für einen politischen Karikaturisten ganz und gar unüblich war.
Erich Sokol, der Maler Sokol,Ein weiterer Teil der Ausstellung widmet sich einer weniger bekannten Facette seines Schaffens: der Malerei. Die am „Institute of Design“ im Bereich der Fotografie und Druckgrafik geübten Gestaltungsmittel bildeten in den 1960er Jahren die Grundlage für Sokols „freie“ malerische Arbeit. Neben seiner Tätigkeit als Karikaturist schuf er Fotoarbeiten mit collageartig arrangierten Motiven und setzte diese in ähnlicher Weise malerisch um. 10 Gemälde aus dieser Periode komplettieren diese Schau, darunter das bekannte Porträt Helmut Qualtingers, das ihn 1967 in der Garderobe des Volkstheaters zeigt. Darüber hinaus entwarf Sokol auch zahlreiche Schallplattencovers, u.a. das legendäre Cover für Helmut Qualtingers „Schwarze Lieder“. Die Objekte zeigen nicht nur eine spannende „neue“ malerische Position, sondern vervollständigen das Gesamtbild des Künstlers.
Erich Sokol – Gnadenlos genialIn Österreich ist Erich Sokol durch seine liebenswürdig-charmanten, nicht minder scharf- pointierten Karikaturen bekannt. Vor allem seine Porträts von berühmten Zeitgenossen - psychologische Charakterstudien ersten Ranges - weisen Erich Sokol als Großmeister der Karikatur aus. Seine langjährige Tätigkeit für die Kronen Zeitung und die Bühne brachte diese starke Seite Sokols hervor. Jeden Samstag stellte er seine außergewöhnlichen Fähigkeiten als politischer Karikaturist auf der Titelseite und in Farbe unter Beweis. Von 1975 bis Mitte der 1980er konnte man einmal wöchentlich die Sokol‘sche Weltsicht genießen. In der Ausstellung begegnen BesucherInnen berühmten Typen und Charakteren aus Politik, Medien, Sport, Kunst und Theater – Publikumslieblingen wie Annie Rosar, Paula Wessely, Gusti Wolf über Johannes Heesters, Hans Moser, Paul Hörbiger, Josef Meinrad bis hin zu Otto Schenk, Helmut Qualtinger, Fritz Muliar und natürlich Karl Merkatz. Was mit der Serie „American Natives“ in Form einer allgemeinen Charakterstudie von amerikanischen Typen begonnen hatte, war von Sokol zur wahrer Porträtkarikatur verfeinert worden. Er ergründete und charakterisierte, wie kaum ein anderer, das Wesen der Porträtierten. Obwohl er schonungslos bloß stellte, galt es als Auszeichnung vom Meister der Karikatur aufs Korn genommen zu werden.
Ab 1967 war Sokol schließlich als Chefgrafiker beim ORF beschäftigt. Diese Tätigkeit ließ wenig Zeit für die Malerei. Auch mit dem neuerlichen Büchermachen ließ es einige Zeit auf sich warten. Erst der große Erfolg mit den Titelseiten der Samstagsausgabe der Neuen Kronen Zeitung ließ die alte Leidenschaft neu aufflammen. Innerhalb von fünf Jahren erschienen ab 1977 drei Bände seiner gesammelten Titelseiten, 1987 „Kopfsalat“ und 1990 „Video“. Nach seiner Pensionierung beim ORF veröffentlichte Sokol 1993 die Karikaturensammlung „Auslese“, im Jahre 2000 sein „Malbuch“ und im November 2002, wenige Monate vor seinem Tod, den Band „Fern-Sehen“.
Diese Schau wird von Wolfgang Krug kuratiert und von der Erich Sokol Privatstiftung, Mödling, Annemarie Sokol, sowie vom Land Niederösterreich und privaten Leihgebern unterstützt. Nach der Präsentation im Karikaturmuseum Krems werden Sokols Werke im caricatura museum frankfurt zu sehen sein.
Kurator: Mag. Wolfgang Krug
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