Martin Städeli, LaoKoon, 2010. © Martin Städeli, 2011 Foto: Jutta Geier Martin Städeli, LaoKoon, 2010. © Martin Städeli, 2011 Foto: Jutta Geier - Mit freundlicher Genehmigung von: Gast

Was: Ausstellung

Wann: 11.06.2011 - 02.10.2011

Das Wort „Abfall“ bezeichnet Gegenstände und Materialien, die aus dem Gebrauchskontext einer Gesellschaft „herausgefallen“ und damit nutzlos geworden sind. Seit jeher haben sich Künstler dem Weggeworfenen und Ausgesonderten zugewandt, um daraus Neues zu schaffen. Mit der Entstehung der Industriegesellschaft ging verstärkt ein ästhetisches Recycling einher, das das 20.…
Das Wort „Abfall“ bezeichnet Gegenstände und Materialien, die aus dem Gebrauchskontext einer Gesellschaft „herausgefallen“ und damit nutzlos geworden sind. Seit jeher haben sich Künstler dem Weggeworfenen und Ausgesonderten zugewandt, um daraus Neues zu schaffen. Mit der Entstehung der Industriegesellschaft ging verstärkt ein ästhetisches Recycling einher, das das 20. Jahrhundert wie einen roten Faden durchzog.

Zu Beginn des letzten Jahrhunderts verarbeiteten Künstler wie Marcel Duchamp oder Man Ray Alltagsgegenstände vor allem, um die herkömmlichen Kategorien von Kunst und Nichtkunst zu hinterfragen. Als Reaktion auf die Wegwerfgesellschaft wurde der Abfall in den 1960er-Jahren dann zunehmend als „Rohstoff“ verwendet, um die Rituale der Konsumgesellschaft zu konterkarieren.

In der Gegenwartskunst ist die katalysatorische Kraft, „aus ganz enorm wenig viel zu machen“ (Meret Oppenheim), weiterhin aktuell. Da in Zeiten knapper Ressourcen nachhaltige Wertstoffverwendung großgeschrieben wird, wenden sich auch viele Künstlerinnen und Künstler wieder gebrauchten Materialien und weggeworfenen Gegenständen zu.

Anders als in den 1960er-Jahren integrieren Gegenwartskünstler Alltagsmüll nicht nur eins zu eins, um den Blick der Betrachter zu provozieren, sondern transformieren den Abfall ganz selbstverständlich und spielerisch als Werkstoff: Aus Altkleidern und -papier und gebrauchten Gegenständen entstehen figurative Skulpturen und fantastische Architekturminiaturen (Iris Kettner, Martin Städeli, Nándor Angstenberger).

Darüber hinaus betrachten die Künstler das seriell hergestellte Massenprodukt, das wir heute primär als Ware wahrnehmen, mit neuen Augen. Sie erinnern an magische Dingbeziehungen und an die damit verbundenen symbolischen Dingaufladungen. Das bereits Ausrangierte wird so im künstlerischen Prozess wieder „wertvoll“ gemacht (Ai Weiwei, Misha Stroj, Björn Dahlem).

In Zeiten des Überflusses und der verstärkten Umweltbelastung ist nicht zuletzt der Aspekt der Endlichkeit der Ressourcen auch in der Kunst gegenwärtig. Künstler wie Mark Hosking recyceln im wörtlichen Sinne und praktizieren mit ihrer Kunst modellhaft eine zeitgemäße nachhaltige Wertstoffverwendung.

Kuratoren: Nicole Fritz, Dieter Ronte

Tags: Abfall, Künstler