Wo früher Seidenweber ihre kostbaren Stoffe in den Zunfthäusern der Limmatstadt präsentierten, entsteht vom 15. bis 17. November ein neues Goldenes Design-Dreieck: An der Schnittstelle von innovativen Design-Ideen, jahrhundertealter Handwerkstradition und zeitgenössischer Kreativität pulsiert Zürichs Designherz, die BLICKFANG, im Kongresshaus Zürich mit 180 Designlabels.
Die BLICKFANG Zürich ist dabei mehr als ein Design-Event – sie ist das Ideenlabor der Zukunft, wo die präzise Handwerkskunst der Schweiz auf experimentelle Gestaltung und neue Ideen trifft. Die 180 unabhängigen Designlabels spinnen den Faden der Tradition weiter und weben ihn in innovative Konzepte ein.
D’Art Design: Wo Schweizer Präzision auf Nachhaltigkeit trifft Das Label D’Art Design aus Oftringen, gegründet von David Müller, steht für die Essenz des modernen Schweizer Möbeldesigns: Traditionelles Handwerk, eine elegante Formsprache und die Verwendung von Massivholz. Im Zentrum steht dabei eine ganzheitliche Philosophie: Die Schaffung von Lebensräumen, die sowohl den Menschen als auch der Umwelt gerecht werden.
Das Label setzt dabei neue Maßstäbe in der Verbindung von Ergonomie und Ästhetik. Der "Schaukelstuhl", der in Zusammenarbeit mit einem benachbarten Blindenheim entstand, sowie andere Produkte zeigen, wie D'Art Design traditionelle Schweizer Möbelkunst neu und sozial verantwortlich interpretiert. Müllers Designsprache vereint moderne Klarheit mit zeitloser Schlichtheit. Dabei geht es ihm nicht nur um Ästhetik: Jedes Möbelstück wird nach baubiologischen Grundsätzen gefertigt und mit natürlichen Materialien veredelt. Diese ganzheitliche Betrachtung - von der persönlichen Beratung über die individuelle Planung bis zur Fertigung in der eigenen Werkstatt - macht D'Art Design zu einem Vorreiter für nachhaltiges Schweizer Möbeldesign.
Ein Weg zur Langlebigkeit jenseits von Moden
Das Basler Designlabel THISMADE, geführt von This und Barbara Reber, setzt Akzente in der heimischen Möbellandschaft. Unter dem Qualitätssiegel "swiss made" entstehen Kreationen, die gekonnt mit den Grenzen der Statik spielen und dabei höchste handwerkliche Präzision mit innovativen Konzepten vereinen. Wie virtuos das Label Tradition und Moderne verbindet, zeigt sich besonders eindrucksvoll am Sekretär "Louis". Das Möbelstück ist eine raffinierte Neuinterpretation des Tischdesigns aus der Epoche des französischen Bürgerkönigs Louis Philippe. THISMADE gelingt es dabei, die elegante Formensprache des 19. Jahrhunderts in die Gegenwart zu übersetzen und funktional neu zu denken. Diese Synthese aus historischer Inspiration und zeitgenössischer Funktionalität ist charakteristisch für die neue Generation Schweizer Designer:innen.
THISMADE feiert dieses Jahr sein 15-jähriges Blickfang-Jubiläum – ein Meilenstein, der für das Basler Label eine besondere Bedeutung hat. Vor 15 Jahren präsentierte THISMADE an der Blickfang in Zürich erstmals sein markantes Regalsystem, das heute zu einem der wichtigsten Produkte des Unternehmens geworden ist. Das Regalsystem, gefertigt aus hochwertigem Birkensperrholz und einer stabilen Bügelstruktur aus Edelstahl, lässt sich werkzeugfrei zusammenbauen und bleibt selbst bei schweren Lasten stabil. Zur Feier dieser langjährigen Verbindung mit der Designmesse bringt THISMADE eine Sonderedition der kleinsten Einheit des beliebten STM2-Regalsystems heraus. Dafür haben This und Barbara Reber Reste besonderer Materialien ausgewählt und in limitierte Einzelstücke und Mini-Serien verwandelt. Diese einzigartigen Stücke werden exklusiv am Blickfang-Wochenende erhältlich sein – eine Hommage an das kreative Potenzial nachhaltiger Materialien und das Schweizer Design, das THISMADE mit Leidenschaft verkörpert.
Authentizität, von der Natur inspiriert
Die Möbelmanufaktur 1980 AG aus dem St. Galler Rheintal steht seit über vier Jahrzehnten für kompromisslose Qualität in der Schweizer Möbelherstellung. Was 1980 mit Heinz Baumann begann, führt heute Marc Künzle mit gleicher Passion fort: Die Schaffung authentischer, langlebiger Möbelstücke, die sich bewusst von kurzlebigen Massenproduktionen abheben.
Besonders eindrucksvoll manifestiert sich diese Philosophie im Tisch "Massello". Diese Innovation vereint traditionelles Handwerk mit modernster Technik: Durch ein anspruchsvolles Dampfbiegeverfahren werden lange Nussbaummassivholz-Bretter in eine faszinierende Form gebracht - ganz ohne metallische Verbindungselemente. Ein Meisterwerk, das die natürliche Schönheit des Materials zelebriert.
Die ökologische Verantwortung ist dabei fest in der Unternehmens-DNA verankert: Für jeden verwendeten Baum pflanzt die Manufaktur einen neuen. "Jedes Möbel, das unsere Manufaktur verlässt, istein kleines Kunstwerk", betont Marc Künzle. "Unsere Entwürfe entstehen aus Leidenschaft zum Rohstoff Holz und dem Anspruch, dieser wunderbaren Ressource mit Respekt und Dankbarkeit zu begegnen."
Hockuuf: Vom klassischen Stuhl zum modernen Multitalent
Sitzen ist bekanntlich das neue Rauchen. Das Label Hockuuf, gegründet von Beat Estermann, verkörpert den hohen Qualitätsanspruch der Schweiz in seinen Kreationen und sagt langweiligem Sitzen den Kampf an. Das Label hat sich auf die Herstellung hochwertiger, multifunktionaler Sitzmöbel spezialisiert, wobei es traditionelle Handwerkskunst mit modernen Fertigungstechniken in lokaler Produktion kombiniert. Hockuffs innovative Kreativität zeigt sich durch die clevere Neuinterpretation klassischer Möbelstücke. Maßgefertigte Sitzgelegenheiten, die sich den individuellen Bedürfnissen der Kunden anpassen und konzentrationsfördernd fungieren. Diese Kreation demonstriert, wie das Label dieGrenzen des konventionellen Möbeldesigns auslotet und dabei praktische Lösungen für den modernen Alltag schafft. Mit der Sitzgelegenheit zeitgleich ein Stück Komfort und Lebensqualität zu verkaufen, ist Estermann besonders wichtig. “Dieses einzigartige Sitzmöbel fördert nicht nur ständige Bewegung, sondern steigert auch deine Kreativität und Konzentration. Verabschiede dich von statischem Sitzen und begrüße einen Arbeitsalltagvoller Vitalität und Produktivität.”
PostSilkArt: Die Revolution der Seidenindustrie in neuem Glanz
Seide gilt als einer der hochwertigsten und gefragtesten Stoffe der Modeindustrie- dies bereits seit Jahrhunderten. Doch zur Herstellung des hochwertigen Textils fordert die Industrie das Leben der Seidenrauben – denn fressen sie sich durch den Kokon zerstören sie die meterlangen Fäden. Brigitte Post ist Gründerin des Labels PostSilkArt, hat ein großes Herz für Tiere - und beweist innovativen Erfindergeist. Sie spinnt den Faden der Schweizer Qualität sozusagen neu. Sie lässt sich durch die Beschaffenheiten von Seide inspirieren und arbeitet in der Fertigung ihrer Produkte mit nachhaltiger PeaceSilk. Bei der Gewinnung von PeaceSilk dürfen die Seidenraupen ihren natürlichen Lebenszyklus vollenden und aus den Kokons schlüpfen. Die zurückgelassenen Kokons werden dann zu dieser einzigartigen Seide verarbeitet. Die Stoffe ihrer "PeaceSilk" Kollektion aus Bio-Wildseide kombinieren die Eleganz von Seide mit dem Glanz eines guten Herzens. Durch das Anknüpfen an traditionelle Textilqualität stellt PostSilkArt somit zeitgenössische Kreativität unter Beweis und revolutioniert die Textilindustrie.
Wenn abstrakte Simplizität auf Funktion trifft
Wir kennen Bälle, Würfel, Zylinder und Pyramiden aus unserem Alltag. Doch wer kennt das Oloid? 1929 entdeckte der Mathematiker und Bildhauer Paul Schatz einen neuen Körper, als er sich mit der Umstülpung eines Würfels beschäftigte. Das “Oloid” ist ein in sich gedrehter Körper mit nur einer Fläche.Aus der Erkenntnis, dass sich herkömmliche Körper umstülpen lassen, entstand Jahrzehnte später Inspiration für eine Inneneinrichtung der besonderen Art.
Christoph und Tobias Langscheid gründen das Label Kuboid und erhellen mit ihren abstrakten Kreationen die Designwelt. Ihre Leuchten in Form von Oloiden bieten abstrakte Simplizität, die nicht in jedem Wohnzimmer zu finden ist. Damit bildet das Label Paradebeispiel für aussergewöhnliches Design, welches Innovation und Schweizer Qualitätsansprüche in sich vereint.
Future Forward Gewinner
Leuchten mit Persönlichkeit: Der Ansatz für nachhaltigen Konsum Die Future Forward Gewinnerin Tess verwandelt mit ihrem Label Manu Matters scheinbar wertlose Materialien in außergewöhnlicheDesignobjekte. Ihre innovativen Leuchten, gefertigt im 3D-Druckverfahren, erzählen dabei eine besondere Geschichte von Nachhaltigkeit, Konsum und emotionalem Design.
Was die Kreationen von Manu Matters einzigartig macht, ist ihr unkonventioneller Materialmix: Wo andere Abfall sehen, erkennt Tess Potenzial. PET-Flaschen, Maisstärke und sogar Zitronenschalen finden in ihren Designs ein zweites Leben. Doch es geht um mehr als bloßes Recycling - die Designerin schafft eine emotionale Verbindung zwischen Objekt und Besitzer. Ihre Philosophie: Nur wer eine persönliche Beziehung zu seinen Einrichtungsgegenständen aufbaut, lebt wirklich nachhaltig.
In diesem Ansatz vereint Manu Matters drei entscheidende Aspekte zeitgemäßen Designs: kompromisslose Qualität, technische Innovation durch 3D-Druck und kreative Materialforschung. Ein Konzept, das nicht nur Ressourcen schont, sondern auch neue Maßstäbe in der Designwelt setzt und damit ein eigenes „goldenes Dreieck“ bildet.
Von der Vergangenheit in die Zukunft: Möbel mit Charakter Der zweite Gewinner des Future Forward Awards ist MöbelRaum Schwendimann. Dabei führen Stephans Kreationen direkt von der Vergangenheit in die Zukunft. Seine Erfahrung mit Handwerkstechniken in Möbelbau, Architektur und Kunst verhelfen ihm nun zu seiner ersten eigenen Kollektion.
Die Verso-Kollektion umfasst eine Reihe von Tischen und Tabletts aus europäischem Eichenholz und hochwertigem Linoleum. Ausgereifte Qualität vereint sich mit dem Entdeckerdrang und der Leidenschaft des Designers. Linoleum als Material ist ebenso wie das Holz biologisch abbaubar und zudem bunt, was einen individuellen Charakter verleiht.
“Statische Herausforderungen haben mich schon immer fasziniert. Ich wollte die Grenzen der Materialien ausloten”.
Atelier Momol: Wo Schweizer Landschaften greifbar werden Naturlandschaften als ästhetische Dekoration an der Wand. Dies ermöglichen Tim und Jonathan vom Label “Atelier Momol”. Ihre Inspiration finden sie in der Natur und kreieren damit etwas völlig Neues. Durch 3D-Druck und Alabastergips entstehen dreidimensionale Meisterwerke. Reliefkarten von Landschaften, wie beispielsweise den Zürichsee, der sich nahe der diesjährigen BLICKFANG aufhält. Schlichte Wohnaccessoires, die durch ihre einzigartige Textur auffallen und in den Bann ziehen. Die Ramen der Bilder werden von der St. Jakob Stiftung aus Schweizer Buchenholz gefertigt. Es handelt sich um regional, sozial und nachhaltig gefertigte Unikate, die gemeinsam mit der “Augmented Reality”-App für iOS zum Leben erweckt werden können. Die App zeigt dabei durch Scannen des Bildes die Kerninformationen und Charakteristiken der verschiedenen Landschaften auf.
Die goldene Zukunft von Hana Kim
Gold als globale Ressource trägt seit Jahrhunderten ein Qualitätssigel. Es steht für Wohlstand, Hochwertigkeit und Qualität. Hana Kim bedient sich den Beschaffenheiten des Materials und schafft damit etwas völlig Neues. Inspiriert von natürlichen Strukturen entstehen beim gleichnamigen Label innovative Kreationen durch aufwendige, traditionelle Handarbeit. Kim arbeitet mit hochwertigen, ethisch gewonnenen Materialien wie recyceltem Gold und konfliktfreien Edelsteinen in ihrer Werkstatt in Zürich. Der innovative Ansatz der jungen Designerin wird neben dem besonderen Augenmerk auf Nachhaltigkeit auch durch ihre "Metamorphosis"-Kollektion deutlich. Transformierbare Schmuckstücke, die mit der Idee der Veränderung als beständiger Teil von Natur und Gesellschaft spielen. Die Stücke können auf verschiedene Weise getragen und kombiniert werden, was ihre Vielseitigkeit und Langlebigkeit unterstreicht.
Kreativität entfesseln: ZigZagZurich's Designworkshop bei der BLICKFANG 2024
Nach großem Erfolg im vergangenen Jahr kehrt der Designworkshop von ZigZagZurich in Kooperation mit der BLICKFANG zurück. Designbegeisterte Bewerber:innen haben am 16. November 2024 im Kongresshaus Zürich die Möglichkeit, ihre Kreativität unter Beweis zu stellen und individuelle Visionen als Wolldecken Wirklichkeit werden zu lassen. Eine Jury wertet die Kunstwerke und Kreationen aus, das Gewinner-Konzept kann als limited Edition gekauft werdenDie Anmeldefrist für den Workshop ist bis zum 31. Oktober.
Als Goldenes Design-Dreieck macht die BLICKFANG Zürich zu einem Ort, an dem Vergangenheit und Zukunft sich nicht nur begegnen, sondern zu etwas völlig Neuem verschmelzen. 180 Kuratierte Labelsstellen unter Beweis, wie vielfältig Qualität sein kann und präsentieren ihre eigenen Visionen und Neuinterpretationen in der Welt des Designs.