Die Jury von zentral! verleiht den Preis der Zentralschweizer Kantone an Anita Zumbühl (*1975). Die Natur ist für die Nidwaldner Künstlerin essentiell als Thema wie auch als Kollaborateurin im Schaffensprozess. Die raumgreifende Installation With the rising of the seas and winds we remember all places are temporary ist aus ausrangierten Jurtenstoffen geschaffen, denen Wetter und Natur eingeschrieben sind. Anita Zumbühl scheint eine Art Bühne für eine Welt zu schaf-fen, die uns bekannt vorkommt und sich doch nicht ganz erfassen lässt. Die Wandarbeit lässt mit ihren organischen, mäandernden Formen an eine Landschaft denken, in der die Jacken und Mäntel zu Personen werden. Um was für eine Kultur handelt es sich? Eine vergangene, gegen-wärtige oder zukünftige? Die Kleidung, die Anita Zumbühl gefertigt hat, verrät nur, dass man sich wohl warm anziehen muss. Die Künstlerin thematisiert mit der Installation die Notwendig-keit der Veränderung angesichts der gegenwärtigen Weltlage, in der die bisherigen Anschauun-gen nirgendwohin mehr zu führen scheinen. Gleichzeitig verweist sie darauf, dass in Verände-rung und Vergänglichkeit auch das Potenzial zur Erneuerung liegt. Die Jury hat die bildliche Kraft der Installation, ihre Materialität und die Umsetzung ihrer Erzählung überzeugt.Ausstellungspreis Solo der Kunstgesellschaft Luzern 2023Die Jury von zentral! verleiht den Preis der Kunstgesellschaft Luzern an Davina Andrea Deplazes (*1999). Der Preis ist verbunden mit der Ausstellung Solowährend zentral!im darauf-folgenden Jahr. Davina Andrea Deplazes Skulpturen sind vielschichtig, wobei sie verschiedene Materialien kombiniert. Unter dem Titel Denter Ignivs schafft sie eine Werkgruppe aus nestför-migen Skulpturen. Auf Rätoromanisch bedeutet Denter Ignivs «zwischen Nestern». An unter-schiedlichen Stellen im Ausstellungsraum platziert, steht das Nest für einen Ort der Geborgen-heit und Intimität. Gleichzeitig wirkt es fragil und zerbrechlich, wenn es einsam auf einem Birkenast steht oder in der Raumecke hängt. Eine gläserne Form verbindet das Nest mit dem Ast. Kriecht da gerade ein Wurm in das Nest oder handelt es sich um Harz, der aus der Birke läuft? Davina Andrea Deplazes widmen sich einzeln und als Konstellation der existenziellen Frage nach der Wechselwirkung von Mensch und Behausung, von Heimat und Entfremdung. Dabei will sie keine abgeschlossene Geschichte erzählen, sondern lässt dem Publikum Raum für eigene Gedanken und Ideen.
Jury zentral!2023 Alexandra Blätter, Sammlungskonservatorin Kunstmuseum Luzern Franziska Furrer, Künstlerin Patricia Bucher, Künstlerin Joël Gessler, Kunstvermittler Luigi Archetti, Künstler