Bereits zum 6. Mal verhüllt der Wiener Städtische Versicherungsverein – Hauptaktionär der Vienna Insurance Group – seinen Unternehmenssitz mit zeitgenössischer Kunst und setzt damit ein lebendiges Statement in der Stadtlandschaft. Mit der Kommissionierung von ortspezifischen Werken bildender Kunst übernimmt das Unternehmen bewusst die Rolle des Förderers eines grenzüberschreitenden Kulturdialogs.Dorota Sadovskás Werk „Verbundenheit“ umarmt den Ringturm in den kommenden Wochen mit einem Menschenkreis. Die junge slowakische Künstlerin liefert damit den wohl sichtbarsten Beitrag zur Kunst im öffentlichen Raum Wiens. Aufträge zur Ummantelung des Ringturms erhielten vor ihr bereits die KünstlerInnen Christian Ludwig Attersee, Robert Hammerstiel, Hubert Schmalix, Xenia Hausner sowie 2012 – als erster Vertreter eines Nachbarlands – der Ungar László Fehér.
Der Ringturm – ein architektonischer Ankerpunkt des Stadtzentrums – wird so zum sichtbaren Zeichen der Vernetzung benachbarter Kunstszenen. Die Kontinuität der künstlerischen Ringturmverhüllung in den vergangenen Jahren lässt die verschiedenen Werke in einen Dialog treten. Die Werkfolge ist als offene Entwicklung zu verstehen, geprägt von unterschiedlichen künstlerischen Strategien und Bildsprachen. Sadovskás Werk gliedert sich in diesen Kontext ein – ist aber in erster Linie als autonome Geste mit zahlreichen werkimmanenten Referenzen zu lesen. Ihr Beitrag zur Ummantelung des Ringturms markiert zugleich die bisher jüngste künstlerische Position.
Zum Werk Dorota SadovskásDorota Sadovská ist aus vielen Gründen eine herausragende Persönlichkeit im slowakischen und internationalen Kunstgeschehen. Während viele KünstlerInnen ihrer Generation die Malerei zugunsten diverser anderer Medien aufgegeben haben, ist ihr dieses Ausdrucksmittel sehr wichtig, ebenso wie eine realistische Darstellungsweise. Wer daraus ableitet, dass es sich um klassische Malerei handelt, der irrt jedoch.
Sadovská versteht sich nicht nur als Malerin. Wer ihre Arbeit beobachtet, sieht, wie sie kontinuierlich auch mit anderen Medien spielt und dabei die Genregrenzen verwischt. Zahlreiche Werke belegen ihre Ausflüge in die Fotografie und in das Videoformat. Ihre Leinwandkörper dienen ihr für raumfüllende Installationen, die für die BetrachterInnen neue Erfahrungen bereithalten – denn nicht nur die Darstellungen selbst bieten unkonventionelle Perspektiven, sondern oft müssen auch die AusstellungsbesucherInnen eine ganz ungewohnte Haltung einnehmen, um sie sehen zu können.
Der menschliche Körper ist ein wiederkehrendes Motiv in Sadovskás Arbeit. Die Darstellungsweise ist realistisch – ein Realismus, der jedoch von starken perspektivischen Verkürzungen und unkonventioneller Farbgebung gebrochen wird. Diese Stilmittel verwendet die Künstlerin, um neue Körpererfahrungen zu vermitteln – ein Grundgedanke, der sich auch in der sakralen Kunst findet. Tatsächlich sind Heilige ein wiederkehrendes Motiv ihrer Kunst. Die unterschwellige Spiritualität wird jedoch nicht – wie üblich – durch Attribute transportiert, sondern über eine menschliche Dimension vermittelt, welche die Fleischlichkeit des nackten Körpers noch zusätzlich verstärkt.
Diese Vorgehensweise wendet die Künstlerin auch bei der Verhüllung des Ringturms an. Einem Reigen gleich reichen einander drei überdimensionale Frauenfiguren die Hände. Sie vermitteln einen neuen Blick auf die dahinter liegende Architektur. Während die Farbe des Hintergrunds das Gebäude mit dem Himmel eins werden lässt, scheinen die Figuren in einen Dialog mit der Umgebung zu treten. Sadovská bedient sich auch hier Sinnbildern aus der Mythologie: Die drei Frauen rufen ein Bild aus der griechischen Sagenwelt wach und stehen für den idealen Kreislauf der Güter, der aus Nehmen, Geben und Zurückgeben besteht – ein Prinzip, das sich auch im Versicherungsgedanken als wechselseitiges Teilen wiederfindet.
Werdegang der KünstlerinDorota Sadovská wird 1973 in Bratislava geboren, wo sie auch heute lebt und arbeitet. Sie studiert Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Bratislava bei Rudolf Sikora, einem der bekanntesten slowakischen Künstler. An der École Nationale des Beaux Arts in Dijon (FR) studiert sie u.a. bei Orlan und Yan Pei-Ming. 2004 schließt sie ihr Doktoratsstudium in ihrer Heimat ab.
Ihre Ausstellungen der letzten Jahre beinhalten u.a. folgende internationale Institutionen und Galerien: La Biennale di Venezia, Pavillon Slowakei und Tschechien (IT), Kunstforum Regensburg (DE), Museum Moderner Kunst, Passau (DE), Slowakische Nationalgalerie (SK), Prager Nationalgalerie (CZ), Museum of Art, Tucson (US), White Space – Zürich (CH), Museo Cortillo Miraflores, Marbella (ES), Centro de la Imagen, Mexico (MX), Künstlerhaus Wien (AT), Tresor – Kunstforum (AT), Belltable Arts Centre (IE), MODEM – Zentrum für Moderne und Zeitgenössische Kunst Debrecen (HU), MUSA – Museum auf Abruf (AT), Galerie Chobot (AT), Interface Gallery (FR), Courtyard Gallery, New York (US).
Der Ringturmwurde im Jahr 1955 als erstes Bürohochhaus des Landes eröffnet und gilt als ein Meilenstein der österreichischen Architektur. Heute ist der Ringturm ein Ort der Begegnung und Kommunikation und steht für das umfangreiche Sozial-, Kunst- und Kulturengagement des Wiener Städtische Versicherungsvereins.
„Bei klarer Sicht kann man vom letzten Stock des Ringturms bis zu unserer Schwesterstadt Bratislava sehen. Es freut mich ganz besonders, dass in diesem Jahr eine in Bratislava geborene Künstlerin unseren Konzernsitz in ein Kunstwerk verwandelt. Der wunderbare Titel ‚Verbundenheit‘ drückt unsere tief empfundene Freundschaft zur Slowakei und zur gesamten Region Zentral- und Osteuropas aus. Gleichzeitig spiegelt es die Werte wider, für die wir als Versicherer stehen: Zusammengehörigkeit, Sicherheit und Stabilität“, so Dr. Günter Geyer, Generaldirektor des Wiener Städtische Versicherungsvereins.