Die Höfischen Festspiele Potsdam präsentieren Details zu einer außergewöhnlichen Aufführung.Zum 300. Geburtstag Friedrichs II. führen die Höfischen Festspiele Potsdam vom 19. bis 22. Juli 2012 in Zusammenarbeit mit der Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg mit ‚LE CARROUSEL DE SANSSOUCI‘ ein barockes Pferdekarussell nach historisch authentischem Vorbild auf. Schauplatz dieses weltweit einzigartigen Reitspektakels ist die prachtvolle Weltkulturerbe-Kulisse vor dem Neuen Palais im Park Sanssouci, Potsdam. Der Kartenvorverkauf beginnt am Donnerstag den 1. Dezember 2011.
Nach dem Vorbild des berühmten „Carrousel de Berlin“, das Friedrich II. 1750 zu Ehren seiner Schwester Wilhelmine von Bayreuth veranstaltete, wird ‚LE CARROUSEL DE SANSSOUCI‘ ein Gesamtkunstwerk aus klassisch-barocker Reitkunst, Bläser- und Kammermusik, lyrischem Gesang und Tanz präsentieren und damit die Königsdisziplin der höfischen Festkultur zu neuem Leben erwecken. „Wir möchten unseren Zuschauern einen historisch authentischen Einblick gewähren in die Zeit Friedrichs des Großen anhand eines höfischen Reitspektakels, welches er auf dem Höhepunkt seiner Macht aufführen ließ. Es geht uns nicht um Verklärung oder Verherrlichung Preußens: das Karussell zeigt den König in all seiner Widersprüchlichkeit, als Kunstliebhaber und Kriegsherren zugleich.“ meint Kaspar v. Erffa, künstlerischer Leiter der Höfischen Festspiele Potsdam.
Dieses ungewöhnliche Reit-Gesamtkunstwerk ist Bestandteil des offiziellen Rahmenprogramms der Ausstellung „FRIEDERISIKO - Friedrich der Große“, die vom 28. April bis 28. Oktober 2012 im Neuen Palais, Potsdam zu besichtigen sein wird. Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten SPSG freut sich auf das kommenden Friedrich-Jahr: "In wenigen Monaten präsentiert die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg im Neuen Palais von Sanssouci die Ausstellung "FRIEDERISIKO - Friedrich der Große" als einen der kulturellen Höhepunkte des kommenden Jahres. Wir freuen uns, dass aus diesem Anlass Dank des Engagements der Höfischen Festspiele Potsdam auch die Festkultur des berühmtesten preußischen Königs mit allen Sinnen wieder erlebbar wird. Das "Carrousel de Sanssouci" wird am authentischen Ort vor dem Neuen Palais einen ganz besonderen Beitrag zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen leisten, auf den man gespannt sein kann."
An vier Abenden im Juli 2012 dürfen etwa 1200 Gäste in die eigens dafür vor dem Neuen Palais für das Pferdekarussell errichtete Reitarena, um sich hier von der Pracht und Herrlichkeit der klassisch-barocken Reiter und ihrer erlesenen Ausstattung verzaubern zu lassen. Denn die Kostüme von Pferden und Reitern orientieren sich an den erhaltenen Originalentwürfen von 1750. „Dabei hoffen wir auch ein wenig auf unsere Fans: um die Kostüme originalgetreu nachschneidern zu lassen, haben wir im Internet eine Crowd-Funding- Aktion gestartet und suchen nach ‚Paten’ für jedes Kostüm, vom Pagen bis zum Prinzenkleid. So ähnlich hatte das übrigens auch schon der ‚Alte Fritz’ 1750 getan, indem er die Kosten für die vielen Kostüme verteilte. Als Dank bieten wir unseren Mäzenen Einblicke in die Probenarbeit und exklusive Stallbesuche“, verspricht Kaspar v. Erffa.
Diana Krischke, Oberbereiterin der Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg ist stolz, mit über 20 Schulhengsten die weltweit erste Wiederaufführung eines barocken Pferdeballetts in Potsdam mitzugestalten: „Eine solche Kollektion von Schulhengsten mit allen noch existierenden barocken Reitpferderassen, ausgebildet bis in die höchsten Schulen (Levade, Piaffe, Kapriole u.v.m.) und Touren, die gibt es nur in Bückeburg.“ Durch die Zusammenarbeit der Höfischen Festspiele mit der Fürstlichen Hofreitschule entsteht eine einzigartige Veranstaltung, denn es wird nicht nur zur Musik geritten - wie im Barock üblich, werden auch Szenen aus der antiken Mythologie in das Reitspektakel eingebunden. Vor allem aber wird noch eine authentische Liebesgeschichte nacherzählt, die sich 1750 während des ‚Carrousel de Berlin’ zwischen einem schottischen Edelmann und einer preußischen Hofdame zugetragen hat, und auf deren Verlauf Friedrich erheblichen Einfluss nahm...
‚LE CARROUSEL DE SANSSOUCI’ zeigt die Vielfalt und Pracht der barocken Feierkultur: Reiterquadrillen, mythologische Schaubilder, begleitet von barocker Bläser- und Kammermusik, im Wechsel mit erlesenen Tänzen, lyrischem Gesang und artistischen Einlagen – all das wird zu einem hoch sinnlichen Gesamtkunstwerk aus der Zeit Friedrichs des Großen. Und wer es ganz besonders barock mag, der kann sich die Aufführung von der Fürstenloge aus ansehen und dazu ein auf das Geschehen in der Arena abgestimmtes, exquisites 4-Gang-Menu genießen. „Reiter, Sänger, Tänzer, Schauspieler, Musiker, Choreographen und Kostümbildner – alle zusammen orientieren sich an den Originalaufzeichnungen von 1750, um eine versunkene Welt wiederauferstehen zu lassen. Mit dem Neuen Palais nutzen wir dazu eine Veranstaltungskulisse, die historisch nicht passender sein könnte. Schon das verleiht dem Pferdekarussell eine unübertreffliche Einzigartigkeit, die es seit Jahrhunderten nicht mehr zu sehen gab!“ schwärmt Diana Krischke.
Die Kostüme Sämtliche Kostüme wie auch die Bühnendekorationen im ‚LE CARROUSEL DE SANSSOUCI‘ orientieren sich an den Originalentwürfen von 1750, die wie durch ein Wunder erhalten geblieben sind. Friedrich der Große hatte seiner Schwester Luise Ulrike Königin von Schweden, die wegen der Niederkunft ihres dritten Sohnes 1750 nicht dabei sein konnte, die Kostümentwürfe des ‚Carrousel de Berlin’ nach Stockholm gesandt, die bis heute im dortigen Nationalmuseum erhalten sind. Zur möglichst originalgetreuen Wiederherstellung der Kostüme starten die ’Höfischen Festspiele Potsdam’ eine Crowd-Funding-Aktion und suchen nach Paten für jedes einzelne Kostüm. Näheres zur Crowd-Funding-Aktion unter www.carrousel-de- sanssouci.de/crowd-funding
Historische Pferdekarusselle
Pferdekarusselle waren seit den Zeiten Ludwigs des XIV. die „Königsdisziplin“ aller höfischen Festlichkeiten: ein Gesamtkunstwerk aus musikalisch begleiteter Reitkunst, bereichert durch tänzerische, gesanglich und artistische Darbietungen. Beim 'Carrousel de Berlin' marschierten am 25. August 1750 mehr als 200 stattlich gekleidete Teilnehmer in die mit 30.000 Lampions erleuchtete Arena vor dem Berliner Stadtschloss, dem Lustgarten des Königs. Sämtliche Vertreter und Gesandte der europäischen Herrscherhäuser waren eingeladen, den noch jungen preußischen Staat in seiner vollen Pracht und Herrlichkeit zu bewundern. Zum Kreis herausragender Persönlichkeiten gehörte kein Geringerer als Voltaire, die wohl größte Berühmtheit dieser Zeit. Das ›Carrousel de Berlin‹ gilt bis heute als ‚das größte Spektakel’, das es in Berlin zu Zeiten Friedrichs des Großen zu bewundern gab, so meinte zumindest sein wichtigster Biograph Reinhold Koser.
Die Vorlage - das ›Carrousel de Berlin‹ von 1750
Im Sommer 1750 bat Friedrich II. von Preußen anlässlich des Besuchs seiner Schwester Ihre königliche Hoheit Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth zu einer Reihe von höfischen Festlichkeiten in seine Residenzen nach Berlin und Potsdam.
Nach dem „Frieden von Dresden“, dem Ende des 2. Schlesischen Krieges 1745 hatte Friedrich II. von Preußen den Beinamen „der Große“ erhalten und den Monat August auserwählt, um jedes Jahr verschiedene Festlichkeiten aus Mitteln der königlichen Schatulle zu veranstalten. Der Höhepunkt dieser Festlichkeiten im August 1750 war das von Friedrich selbst entwickelte ›Carrousel de Berlin‹, ein ›Rossballett‹ mit zahlreichen kostümierten Pferden, formiert zu Quadrillen, welche die vier ruhmreichsten Nationen des Altertums verkörpern sollten: die Römer, die Karthager, die Griechen und die Perser. Auch in Friedenszeiten hielt Friedrich an der Übung der militärischen Künste fest. Zugleich präsentierte der kinderlose König der höfischen Öffentlichkeit die zahlreichen Nachkommen seiner Dynastie, indem er die ersten drei Quadrillen von seinen Brüdern anführen ließ, den Prinzen August Wilhelm, Heinrich und Ferdinand sowie Markgraf Karl von Brandenburg-Schwedt. Fast die gesamte Familie Friedrichs war beim Carrousel 1750 anwesend.
Höfische FestspielePotsdam Robert-Koch-Str. 1114482 Potsdam