Oberes Belvedere, Prunkstiege  © Belvedere Wien Oberes Belvedere, Prunkstiege © Belvedere Wien - Mit freundlicher Genehmigung von: belvedere

Was: Presse

Wann: 06.10.2011

Zwischen November 2009 und April 2011 erfolgte in zwei Phasen die Restaurierung der Sala terrena und der Prunkstiege des Oberen Belvedere. Nach intensiver Forschungstätigkeit und in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt wurde dabei eine weitgehende Rückführung in den Originalzustand angestrebt. Das Ergebnis der naturwissenschaftlichen Untersuchungen zeigte, dass die…
Zwischen November 2009 und April 2011 erfolgte in zwei Phasen die Restaurierung der Sala terrena und der Prunkstiege des Oberen Belvedere. Nach intensiver Forschungstätigkeit und in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt wurde dabei eine weitgehende Rückführung in den Originalzustand angestrebt. Das Ergebnis der naturwissenschaftlichen Untersuchungen zeigte, dass die Sala terrena nicht wie vorerst angenommen einst zweifärbig, sondern strahlend weiß war.

Das betrifft nicht nur die präzise ausgeführte Stuckdecke und die ornamentierte Wandabwicklung, sondern auch die vier mächtigen Atlanten aus Zogelsdorfer auch die vier mächtigen Atlanten aus Zogelsdorfer Kalksandstein. Im Zuge der Steinuntersuchung wurden hier Spuren von Ölfarben entdeckt, die auf eine ursprüngliche Fassung mit venezianischem Weiß schließen ließen. Der bereits in der Antike verwendete Anstrich zeichnet sich durch seine hohe Deckkraft und seinen seidenmatten Glanz aus, was im Wesentlichen auf die Imitation von Marmor abzielte. Damit bestätigte sich die Vermutung, dass der Architekt des Schlosses Johann Lucas von Hildebrandt und der Bauherr Prinz Eugen von Savoyen mit der Oberflächenbehandlung des Gartensaals und der prachtvollen Treppenanlage eine bewusste Abgrenzung von den damals üblichen mit Buntfarben akzentuierten Stuckaturen der Profanbauten erreichen wollten. Nach Entfernung der Staub- und Schmutzablagerungen wurde ein neuer Kalkanstrich aufgetragen.

Die laternen-tragenden Putti sind mit Bleiweiß gefasst, um eine größtmögliche Angleichung an die historisch nachgewiesene weiße Kalkfassung der Prunktreppe zu erzielen. Die sanierten barocken Räumlichkeiten bieten den Besuchern ein der innovativen architektonischen Idee von Bauherr und Planer entsprechendes Raumerlebnis. Das Restaurierungsvorhaben wurde durch Mittel des World Monuments Fund ® Robert W. Wilson Challenge to Conserve our Heritage ermöglicht und von den Restaurierungsateliers Thomas Mahr und Christian Gurtner durchgeführt. Die Kosten von 425 000 Euro wurden von World Monuments Fund, Sponsoren und dem Belvedere getragen.

Die Sala terrena und das Treppenhaus des Oberen Belvedere wurden vom Barockarchitekten Johann Lucas von Hildebrandt geplant und waren 1723 fertiggestellt. Die Treppe ist eine dreiflügelige Prunkstiege, wie sie zur Zeit des Prinzen Eugen in Wien üblich war. Ein offener, aus drei Rundbogenarkaden bestehender Portikus, der dem Stiegenhaus vorgelagert ist, bot die Möglichkeit, bis zum Treppenansatz zum Piano nobile einzufahren. Die Stiege bildete auch die Verbindung zu dem tieferliegenden Vestibül, das als Sala terrena geschaffen wurde. Ursprünglich als ein großer, flach gewölbter Raum mit offenen Arkaden zum Garten hin ausgeführt, musste das Vestibül im Winter 1732/33 durch ein von vier Atlanten getragenes neunjochiges Platzlgewölbe ersetzt werden. Hildebrandt wusste bei der Planung des Gebäudes raffiniert die Stufe im Gelände für die Errichtung der Prunktreppe zu nutzen und den Garten mit dem Schloss zu verbinden.

Ab 1776 wurde die kaiserliche Galerie in das Obere Belvedere transferiert. Um zusätzliche Ausstellungsfläche zu gewinnen, wurden Anfang des 19. Jahrhunderts die gartenseitigen Arkaden der Sala terrena und des Treppenhauses durch verglaste Türen geschlossen. Der Hauptzugang an der Südseite blieb bis ins 20. Jahrhundert bestehen. Mit der Verlegung des Haupteingangs auf die Gartenseite verlor die Prunktreppe für die Besucher an Wirkung. Thematisch ist das Stiegenhaus dem antiken Feldherrn Alexander dem Großen gewidmet. Mit Szenen aus der Alexander- Geschichte wird auf die tugendhaften Heldentaten des Hausherrn Prinz Eugen hingewiesen. Für die Durchführung der Stuckarbeiten wurde Santino Bussi (1664--1736 Wien), der führende Stuckateur seiner Zeit, beauftragt. Sämtliche Stuckarbeiten des Oberen Belvedere stammen von seiner Hand, die repräsentativsten sind Reliefs des Treppenhauses deren Fertigstellung mit 1723 anzusetzen ist.

Presse: Klara Böhm

Tags: Sala terrena, Wien