Kazuna Taguchi im MUMOK: Erste museale Einzelausstellung zwischen Malerei, Fotografie und Yūgen
Das MUMOK Wien widmet der seit 2013 in Wien lebenden japanischen Künstlerin Kazuna Taguchi ihre erste museale Einzelausstellung. In einer ruhigen, konzentrierten Präsentation entfalten sich monochrome Fotografien, die in ihrer Komposition ebenso streng wie poetisch erscheinen. Gezeigt werden Körperfragmente, Gesten und Blicke, die sich der eindeutigen Zuschreibung entziehen und zwischen Sichtbarkeit und Entrückung oszillieren.
Kazuna Taguchi steht mit ihren Arbeiten in der surrealistischen Tradition der Hinterfragung fotografischer Repräsentation, insbesondere der Darstellung des weiblichen Körpers. Es entstehen Bilder, die nicht einfach zeigen, sondern andeuten, verschleiern, verflüchtigen. „Es kann sich um Momente des Phantomischen oder Yūgen-artigen handeln, um Bilder, die eine Figur im Zustand zwischen Erscheinen und Verschwinden festhalten.“
Ihr Verfahren ist komplex und zutiefst manuell. Taguchi bringt verschiedene medial reproduzierte Bildquellen zusammen, übersetzt sie in Gemälde, fotografiert diese in wechselnden Settings und manipuliert anschließend die Abzüge in der Dunkelkammer. Dieser vielschichtige Arbeitsprozess lässt sich kaum auf einen einzelnen Ausdruck reduzieren – er changiert zwischen Malerei, Fotografie, Inszenierung und Abstraktion.
Die Künstlerin beschreibt ihr Vorgehen als eine Tätigkeit, die sich immer wieder um dasselbe Motiv dreht, es neu denkt, erneut belichtet und durchdringt. „Die multiplen Schichten und die wiederholten Eingriffe, die zu einer Durchdringung verschiedenster Texturen, Zeitebenen und Erzählräume führen,“ so Taguchi, „vergleiche ich mit der Arbeit einer Malerin, die unermüdlich an ihre Staffelei zurückkehrt.“
Der Titel der Ausstellung verweist auf das Konzept Yūgen, ein zentraler Begriff der japanischen Ästhetik. Nach dem Dichter Kamo no Chōmei (1155–1216) beschreibt Yūgen ein Gefühl, „das nicht offen in Worten ausgedrückt, sondern symbolisch durch Bilder angedeutet wird.“
Die Ausstellung im MUMOK macht dieses Gefühl visuell erfahrbar – als eine stille Spannung, als ein geheimnisvolles Schweben zwischen Gegenwart und Erinnerung, Form und Auflösung.
Kuratiert von Heike Eipeldauer.
This text has been edited to present the content in a clear and easily understandable manner. Details about the editing process and our use of AI can be found here.