Der Blaue Reiter – Eine neue Sprache
„Die Sprache der Natur ist eine andere, als die Sprache der Kunst. Man kann von einer Sprache in die andre nur übersetzen, nicht abschreiben. Außer wörtlicher und freier Übersetzung gibt es noch die berechtige Form der Umdichtung.“ Mit diesen Worten von Gabriele Münter öffnete sich im März 2024 im Lenbachhaus München die Ausstellung „Der Blaue Reiter – Eine neue Sprache“.
Diese Präsentation war weit mehr als eine Hommage an eine der bedeutendsten Künstlergruppen des 20. Jahrhunderts. Sie wurde zu einer Reise in die Ursprünge einer Bewegung, die das Sehen und Empfinden revolutionierte. Während in London, in Kooperation mit der Tate, die Ausstellung „Expressionists. Kandinsky, Münter and the Blue Rider“ mit Leihgaben aus München gezeigt wurde, präsentierte das Lenbachhaus jene Werke, die nicht reisten – ergänzt um selten gezeigte Arbeiten, die das Werden, Wirken und Nachhallen des Blauen Reiter neu beleuchteten.
Um 1900, im Spannungsfeld der europäischen Secessionsbewegungen, suchten Künstler wie Wassily Kandinsky, Franz Marc, Gabriele Münter, Maria Franck-Marc, August Macke, Alexej von Jawlensky, Marianne von Werefkin, Robert Delaunay und Elisabeth Epstein nach einer neuen, freien Sprache in der Kunst. Ihr Interesse galt der Volkskunst, der Kinderkunst, den japanischen Holzschnitten, bayerischen Hinterglasbildern und den internationalen Avantgarden. Aus dieser Vielfalt entstand der Blaue Reiter – ein Zusammenschluss, der nicht auf Einheitlichkeit zielte, sondern auf die Übersetzung innerer Erfahrung in Farbe, Form und Rhythmus.
Der gemeinsame Nenner war die Suche nach dem Unsichtbaren. Es ging um den Ausdruck des Subjektiven, um das Geistige, das sich im Bild manifestiert. Die Ausstellung zeigte rund 240 Werke – Gemälde, Grafiken, Skulpturen, Fotografien und Hinterglasbilder –, die den Weg vom Jugendstil und Impressionismus bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts nachzeichneten.
„Der Blaue Reiter – Eine neue Sprache“ lenkte den Blick auch auf Künstler, die den Übergang zwischen den Epochen gestalteten. Zu sehen waren etwa die dynamischen Drucke der Münchner Jugendstil-Künstlerin Katharine Schäffner, die die Abstraktion bereits ahnen ließen, sowie die Fotografien Gabriele Münters, die sie während ihrer Amerikareise komponierte. Auch Paul Klee und Adriaan Korteweg erschienen als Weiterdenker der Ideen des Blauen Reiter – ihre Werke führten die Vision der Gruppe in neue Dimensionen.
Der Erste Weltkrieg beendete 1914 die Bewegung abrupt. Doch selbst in den Jahren des Krieges und des Exils entwickelten die Künstler neue Ausdrucksformen. Münter und Epstein etwa verbanden den Geist des Blauen Reiter mit der Neuen Sachlichkeit, einer Kunst des klaren Blicks und der inneren Konzentration.
Besonderes Augenmerk galt dem kuratierten Bibliotheks- und Filmbereich, der das Denken und Forschen der Zeit erfahrbar machte. Literatur, die die Diskurse um Abstraktion, Geistigkeit und Kolonialismus beleuchtete, traf auf Filme jener Epoche – ein junges Medium, das selbst nach einer neuen visuellen Sprache suchte.
Viele Werke, darunter selten gezeigte Abstraktionen Kandinskys aus dem Jahr 1914 und Arbeiten von Franz Marc und Maria Franck-Marc, waren erstmals wieder zu sehen. Auch neu erworbene Stücke des Fördervereins Lenbachhaus, darunter Werke des im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Moissey Kogan, ergänzten die Ausstellung um eine bewegende historische Tiefe.
Kuratiert von Melanie Vietmeier, Nicholas Maniu und Matthias Mühling, eröffnete diese Ausstellung einen Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Sie erinnerte daran, dass Kunst immer Sprache ist – und dass jede Generation sie neu erfinden muss.
„Der Blaue Reiter – Eine neue Sprache“ war eine Einladung, das Sehen zu verlernen, um neu zu verstehen. Eine Hymne auf die Freiheit der Form, die Kraft der Farbe und das Unaussprechliche, das nur in der Kunst eine Stimme findet.
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Tags: Wassily Kandinsky, Neue Sachlichkeit, Franz Marc, Gabriele Münter, Alexej von Jawlensky, Rudolf Schlichter, Willy Jaeckel, Elisabeth Iwanowna, Malerei, Der Blaue Reiter
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