„Das Jüdische Museum Wien wurde 1895 gegründet und war damit das erste jüdische Museum der Welt.“ Es entstand aus dem Wunsch heraus, die Geschichte, Kultur und Religion des Judentums im Habsburgerreich sichtbar zu machen. Initiatoren waren jüdische Intellektuelle und Wissenschaftler wie Jakob Bronner, der als Hauptverantwortlicher für die Sammlung und Ausstellung galt. Das ursprüngliche Museum befand sich in der Taborstraße 17 im zweiten Wiener Gemeindebezirk.
„Die Sammlung umfasste Ritualobjekte, Bücher, Porträts und historische Zeugnisse des jüdischen Lebens.“ Ziel war es, nicht nur religiöse Inhalte zu vermitteln, sondern auch die kulturellen Beiträge der jüdischen Bevölkerung zur österreichischen Gesellschaft zu dokumentieren. Diese frühe Phase des Museums war stark von einem wissenschaftlich-historischen Stil geprägt, der die jüdische Identität im Kontext einer pluralistischen Gesellschaft zu verorten suchte.
„Nach dem Anschluss Österreichs 1938 wurde das Museum von den Nationalsozialisten geschlossen und seine Bestände beschlagnahmt.“ Viele Objekte wurden zerstört oder gelangten in staatliche Museen. Das Museum existierte über Jahrzehnte nicht mehr – ein sichtbarer Ausdruck der Vernichtung jüdischen Lebens in Wien.
„Erst 1988, im Gedenkjahr zur 50-jährigen Erinnerung an den Anschluss, wurde das Jüdische Museum Wien neu gegründet.“ Trägerin ist seitdem die Stadt Wien. Die Wiedereröffnung fand 1993 in der Dorotheergasse 11 statt, in einem ehemaligen Palais aus dem 17. Jahrhundert. Seit 2000 gibt es einen zweiten Standort im Museum Judenplatz, der sich intensiv mit dem mittelalterlichen jüdischen Leben in Wien und dem Holocaust auseinandersetzt.
„Stilistisch bewegt sich das Museum zwischen historischer Tiefenschärfe, interaktiver Vermittlung und zeitgenössischer Ausstellungspraxis.“ Epochenübergreifend reicht die Darstellung von der Antike bis zur Gegenwart, wobei Themen wie Shoah, jüdische Identität, Diaspora und kultureller Dialog zentrale Rollen spielen. Regelmäßig werden Werke jüdischer Künstler wie Isidor Kaufmann, Max Liebermann oder Broncia Koller-Pinell präsentiert, ebenso wie zeitgenössische Positionen von Künstlern wie Deborah Sengl oder Adi Nes.
„Aktuell wird das Jüdische Museum Wien von Barbara Staudinger geleitet.“ Die promovierte Historikerin übernahm die Direktion 2022 und verfolgt das Ziel, das Museum als Ort des offenen Dialogs, der Erinnerungskultur und der künstlerischen Auseinandersetzung weiterzuentwickeln.
„Das Jüdische Museum Wien ist heute ein zentrales Forum für jüdische Kultur in Europa und ein lebendiger Erinnerungsort.“ Durch seine einzigartige Sammlung, wechselnde Ausstellungen und vielfältige Vermittlungsangebote trägt es maßgeblich zur Sichtbarkeit jüdischer Geschichte und Gegenwart bei – in Wien, in Österreich und darüber hinaus.