„He Toi Ora“ im Museum Fünf Kontinente – Eine lebendige Kunst der Māori
Im Weltbild der Māori sind Kunstwerke weit mehr als reine Objekte. „Alle Künste tragen eine immerwährende Beziehung zwischen Vergangenheit und Gegenwart in sich“, so die Grundhaltung, die sich durch jede Skulptur, jede Gravur zieht. Zahlreiche Schnitzwerke gelten als beseelt, sie sind „in Verbindung mit den Ahnen“. Für die Nachfahren der ursprünglichen Besitzer bedeutet das eine Verpflichtung – und ein Recht: „Sie sollten diese so wichtige Verbindung erneuern können“. Aus diesem Verständnis heraus entstand die Ausstellung „He Toi Ora“, was auf Deutsch so viel bedeutet wie: eine lebendige Kunst.
Das Museum Fünf Kontinente in München widmet dieser Philosophie nun eine umfassende Sonderausstellung. Gezeigt werden rund 80 Werke, die einen Großteil des Māori-Bestands des Hauses ausmachen – darunter figürlich gestaltete Waffen, Tätowierungen tragende Ahnenfiguren, Preziosen aus Grünstein und fein verzierte Schmuckkästchen. Viele der Exponate sind einzigartige Zeugnisse eines künstlerischen Erbes, das nicht nur überliefert, sondern bis heute lebendig ist.
Die Herkunft dieser Objekte bleibt jedoch oft im Dunkeln. Fast alle Stücke wurden zwischen 1825 und 1914 in London erworben. Dort endet meist ihre dokumentierte Geschichte. Die Frage nach den Iwi – den tribalen Gruppen in Neuseeland, von denen die Objekte einst stammten – lässt sich oft nur über Indizien beantworten. Historische Fotos und Dokumente, die über Sammler und ihre Motivation Auskunft geben, liefern erste Spuren. Weitere Erkenntnisse bringen Holzanalysen, die die verwendeten Baumarten bestimmen, sowie stilistische Vergleiche von Schnitzmustern.
„Ein weiteres Puzzleteil liefern Holzanalysen, die über die verschiedenen Baumarten informieren, mit denen geschnitzt wurde“, so die Kuratorin. Doch noch viel bedeutender ist das indigene Wissen. Deshalb wurde die Ausstellung gemeinsam entwickelt – von der Ozeanien-Kuratorin des Museums und von David Jones vom Iwi Rongowhakaata als Māori-Kurator. Dieses enge Zusammenspiel eröffnet neue Perspektiven und erlaubt dem Publikum, selbst aktiv zu werden: „Sie stellt Methoden vor, mit denen die Objekte erforscht werden, und lädt anhand eines Mikroskops und dem Erkennen von Schnitzmustern zum Mitmachen ein.“
Ein besonderer Höhepunkt ist die Pfostenfigur Tāwhaki, die als einziges Objekt eindeutig zugeordnet werden konnte. Sie stammt aus einem Versammlungshaus nahe Gisborne auf der Nordinsel Neuseelands. Der letzte Raum der Ausstellung ist dem Ahnen Tāwhaki und dem Iwi Rongowhakaata gewidmet. Filme, Interviews, moderne Kunstwerke und eine eindrucksvolle Fotoinstallation „zeigen die enge Verbundenheit zwischen Tāwhaki und den heute lebenden Menschen seines Iwi“.
Führungen mit der Kuratorin Dr. Hilke Thode-Arora finden an folgenden Sonntagen jeweils um 14 Uhr statt: 26. Oktober 2025, 9. November 2025, 7. Dezember 2025, 11. Januar 2026, 8. Februar 2026 und 22. März 2026.
Ein zweisprachiger Katalog (Deutsch/Englisch) begleitet die Ausstellung. Der Dank des Museums gilt dem Freundeskreis Museum Fünf Kontinente e.V., dem Auswärtigen Amt und dem Thünen-Institut.
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